Helfer im Formulare-Dschungel

Der VdK Rheinland-Pfalz hat den Kassen Millionenbeträge für seine Mitglieder abgetrotzt

  • Nadja Weickel, Mainz
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz hat für seine Mitglieder im Jahr 2013 Nachzahlungen in Millionenhöhe erstritten. Versicherungen und Kassen hatten entsprechende Anträge abgelehnt.

Formulare, Anträge, Fristen, Einsprüche - Bürokratie kann schnell überfordern. Vor allem dann, wenn Menschen aus gesundheitlichen Gründen dringend auf Leistungen angewiesen sind. Zur Krankheit kommen dann Existenzängste. In Zehntausenden Verfahren jährlich kann der Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz helfen und insgesamt zweistellige Millionenbeträge für seine Mitglieder erstreiten. Sachwerte wie elektrische Rollstühle oder Vergünstigungen bei Bus- und Bahnfahrten nicht inbegriffen.

Die genaue Jahresstatistik für 2013 veröffentlicht der Verbandsvorsitzende Willi Jäger am Freitag in Mainz. Die Rechtsschutzstellen des VdK helfen Mitgliedern bei allen Fragen zum Sozialrecht. Ähnlichen Service bietet unter anderem der Sozialverband Deutschland (SoVD).

Hinter den Zahlen der VdK-Statistik verbarg sich einst auch das Schicksal von Klaus Bauermeister. Der Weg zu seinem Recht war steinig. Nach einem schweren Bandscheibenvorfall und einer Krebsoperation kann der Kfz-Mechaniker seinen rechten Arm kaum mehr bewegen. Dennoch sei sein Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente abgelehnt worden.

Bauermeister war bereits VdK-Mitglied und suchte bei seinem Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim Hilfe. »Die ganzen Unterlagen, das kann kein Mensch bewältigen«, sagt er. Der Einspruch des VdK sei zunächst abgelehnt worden. Erst nach drei ärztlichen Gutachten sei eine außergerichtliche Einigung möglich gewesen. Nun bekommt der 57-Jährige seine Rente. »Alleine kann man das kaum stemmen.«

So sieht das auch Karin Kerper aus Birkenbeul (Kreisverband Altenkirchen): »Es bricht alles über einem zusammen«, klagt sie. Nach einer Wirbelsäulenoperation und einem komplizierten Bruch des Fußes litt die einstige Assistentin der Geschäftsführung an einer schweren Schmerzkrankheit. Ihrer Arbeit habe sie nicht mehr nachgehen können. Durch langwierige bürokratische Prozesse habe sie weder Leistungen vom Arbeitsamt noch Rente bekommen.

»Muss man denn alles verlieren, wenn man krank wird in diesem Land?«, fragt sich die 60-Jährige. Doch der VdK habe bis zu ihrer Rente eine Übergangszahlung des Arbeitsamtes für sie erstritten. Kerper ist sich sicher: »Alleine wäre ich untergegangen.«

Ähnlich erging es Erwin Mohren aus Bollendorf (Kreisverband Bitburg-Prüm). Der damalige Heimleiter war kein Mitglied, als er im Jahr 2010 einen schweren Herzinfarkt erlitt. »Man ist so überfahren von der Krankheit und fühlt sich einfach hilflos«, sagt der 61-Jährige. Ein Nachbar habe ihn auf das Hilfsangebot des Verbands hingewiesen. Als seine Rente abgelehnt worden sei, habe der Sozialverband Einspruch eingelegt und recht bekommen.

»Unsere Fälle können nicht warten«, betont der Verbandsvorsitzende Jäger. Leider könne er beobachten, dass viele Behörden und Kassen dazu neigten, Anträge grundsätzlich abzulehnen. Laien seien dann häufig verunsichert und akzeptierten das. Die Erfolgsquote vor Gericht betrage zwar nur 25 Prozent, allerdings heiße das auch, dass jeder vierte Entscheid der Kassen oder Versicherungen tatsächlich falsch war. dpa/nd

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