Hartnäckig sanft

Ella Pamfilowa wurde von 
Präsident Putin als neue Beauftragte für Menschenrechte nominiert.

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: 2 Min.

Ella Pamfilowa hat die 60 überschritten und sich dennoch das schüchterne Jungmädchenlächeln bewahrt. Sie argumentiert mit sanfter Stimme, als müsse sie sich dafür entschuldigen, dass sie eine andere Position vertritt als ihr Gegenüber. Bald wird sie es allerdings mit einem Schwergewicht zu tun haben: Wladimir Putin.

Der bat die Duma, Pamfilowa als Beauftragte für Menschenrechte beim russischen Präsidenten zu bestätigen. Das hatte sich der Beirat für Menschenrechte und Stärkung der Zivilgesellschaft, in dem auch politische Gegner Putins sitzen, ausdrücklich gewünscht. Daraufhin verdonnerte der Präsident die Kremlpartei »Einiges Russland« sogar dazu, auf einen eigenen Bewerber um die Nachfolge des Amtsinhabers Wladimir Lukin zu verzichten. Dabei lag Pamfilowa mit den Einheitsrussen und ihrer Jugendorganisation »Naschi« früher im Dauerclinch. Als Chefin des Beirats für die Zivilgesellschaft trat sie 2010 zurück, weil sie nach eigener Aussage den Glauben verloren hatte, noch etwas bewirken zu können.

Unter Präsident Boris Jelzin Ministerin für Arbeit und Soziales, hatte Ella Pamfilowa einst versucht, Elemente einer sozialen Marktwirtschaft in die Verfassung zu schreiben. Als sie damit scheiterte, wechselte sie 1994 in die Duma, um dort ihren Kampf für soziale Gerechtigkeit fortzusetzen. Gegen häusliche Gewalt und vor allem gegen den Tschetschenienkrieg engagierte sie sich ähnlich vehement.

2000 kandidierte sie selbst fürs Präsidentenamt und landete auf Platz sieben. Russland sei noch nicht reif für Frauen an der Spitze, tröstete sie sich. Doch Putin machte sie 2002 überraschend zur Chefin seiner Menschenrechtskommission, aus der später der Beirat für Menschenrechte und Stärkung der Zivilgesellschaft wurde. Ganz erfolglos war sie in dem Gremium nicht. So jedenfalls sehen das zurückgekehrte tschetschenische Kriegsflüchtlinge und Familien von Vermissten. Auch als Beauftragte für Menschenrechte - mit mehr Spielraum als im Beirat - dürfte sie auf die Politik der leisen Worte und der kleinen Schritte setzen.

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