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Peter Florin / 2. 10. 1921 - 17. 2. 2014

Er habe sich natürlich sehr gefreut, etwa so wie ein Sportler, der gerade eine Goldmedaille gewonnen hat, gab Peter Florin einmal Auskunft über seine Empfindungen am 18. September 1973. An diesem Tag wurde die DDR zusammen mit der BRD in die Vereinten Nationen aufgenommen, gleichsam ihr endgültiger Durchbruch auf dem internationalen Parkett. Der Sohn des kommunistischen Reichstagsabgeordneten Wilhelm Florin, dem die Nazis einst die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannten, hatte nach der Flucht in die Sowjetunion eigentlich Chemie studiert. Er kämpfte als Soldat in der Roten Armee und als Partisan in Belorussland, war nach dem Krieg Landrat und Chefredakteur einer Tageszeitung - und wurde schließlich einer der wichtigsten Außenpolitiker des Arbeiter- und Bauernstaates, durchaus anerkannt auch beim Klassenfeind als geschickter Unterhändler. Das Mitglied des ZK der SED machte Karriere: Botschafter in Prag, lange Jahre Ständiger Vertreter bei der UNO, als erster und einziger DDR-Diplomat Präsident der UN-Vollversammlung, Vizeaußenminister bis Anfang 1989. Sein letztes Amt übernahm er ein Jahr später - ehrenamtlicher Vorsitzender des Komitees antifaschistischer Widerstandskämpfer. Peter Florin starb in der Nacht zum Montag in einem Berliner Seniorenheim. ost

Kralle Krawinkel / 21. 4. 1947 - 16. 2. 2014

Mit der Schlagerparodie »Da, Da, Da« gelangte die Minimal-Punk-Band Trio aus dem Oldenburgischen Kaff Großenkneten im Jahr 1982 kurzzeitig zu Weltruhm. Doch geplant war das nie. Eigentlich war das Trio zwei Jahre zuvor angetreten, um mit einem entschlackten, rohen Drei-Akkorde-Sound den Hippiequatsch zu beenden. Noch wenige Monate vor ihrem plötzlichen Erfolg tourte die Band durch die bundesdeutsche Provinz, wo sie kostenlose Konzerte vor Schallplattengeschäften gab, um für ihr rotzig-primitivistisches Debütalbum zu werben (auf dem der spätere Hit »Da, Da, Da« noch nicht enthalten war). Für den energetischen Sound der Combo war hauptsächlich ihr Gitarrist Kralle Krawinkel verantwortlich, der Mann mit der Wollmütze. 1986 war Schluss mit Trio. In der Folge versuchte Krawinkel sich mit wenig Erfolg an einer Solokarriere und zog nach Spanien. Indem er 1998 von Sevilla nach Hamburg ritt und derart die weltweit längste Reitwanderung absolvierte, verschaffte er sich einen Eintrag ins »Guinness-Buch der Rekorde«. Gert Franz Alexander Krawinkel ist am Sonntag im Alter von 66 Jahren an Lungenkrebs verstorben. tbl

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