nd-aktuell.de / 01.04.2014 / Politik / Seite 4

Weiß-blau-grün

Jens Marco Scherf ist neuer Landrat im unterfränkischen Miltenberg

Fabian Lambeck

Wenn man so will, dann begann Jens Marco Scherf seinen langen Marsch durch die Institutionen bereits im Jahre 1991. Damals machte er sich »zu Fuß und ohne Geld« auf den Weg vom bayerischen Erlenbach in die ferne Bundeshauptstadt Bonn. Dort wollte er eigenhändig 800 Unterschriften übergeben, »gegen die Ermordung der Yanomami-Indianer in Brasilien«. Nun, der Raubbau am Amazonas-Regenwald geht ungebremst weiter, aber zumindest Scherf hat sein Ziel erreicht. Am vergangenen Sonntag wählten ihn die Einwohner des unterfränkischen Kreises Miltenberg zu ihrem neuen Landrat. Der Vorgang bedürfte eigentlich keiner weiteren Betrachtung, wenn Scherf CSU-Mitglied wäre. Doch der 39-jährige Rektor der Verbandsschule Faulbach steht im Kreistag der Fraktion der Grünen vor.

Dass im tiefschwarzen Freistaat ein Grüner Landratswahlen gewinnt, wäre vor 20 Jahren noch undenkbar gewesen. Doch die Zeiten haben dich geändert. »Die CSU hat nicht mehr automatisch 65 Prozent plus X«, sagte Scherf dem Privatsender Primavera.

Genau genommen verdankt er seinen knappen Sieg in der Stichwahl auch einer Allianz der Underdogs. SPD und ÖDP unterstützten die Kandidatur des vierfachen Vaters. Am Ende hatte er 0,05 Prozent oder 40 Stimmen mehr als sein CSU-Konkurrent Michael Berninger, der gegenüber Primavera betonte, dass letztendlich die CSU-Wähler den Urnengang entschieden hätten. »Im Vergleich zur Erstwahl habe ich 6000 Stimmen verloren. Das heißt, unsere Wähler sind nicht zur Wahl gegangen.«

Offenbar sind die Mehrheitsverhältnisse in der bayerischen bzw. fränkischen Provinz aber doch stabiler, als es das Ergebnis in Miltenberg vermuten lässt. Der zweite Grüne, den die Bayern am Sonntag zum Landrat wählten, verdankt seinen Sieg dem Fehlen einer echten Konkurrenz. Der CSU-Kandidat in Miesbach hatte vor der Wahl erklärt, die Wahl nicht annehmen zu wollen. Somit konnte Wolfgang Rzehak triumphieren - auch ohne Hilfe von SPD und ÖDP.