Permanente Anwesenheit der Abwesenheit

Der argentinische Fotograf Gustavo Germano setzt Opfern der südamerikanischen Diktaturen ein Denkmal

Gustavo Germano ist ein argentinischer Fotograf. Der 50-Jährige dokumentiert die Geschichten von Opfern der lateinamerikanischen Militärdiktaturen. Seine erste Ausstellung »Ausencias« über Argentinien wandert seit 2006 um die Welt. 2012 folgte mit »Ausências« über Brasilien das zweite Fotoprojekt. Diese Ausstellung ist noch bis zum 17. April im Foyer des nd-Gebäudes am Franz-Mehring-Platz 1 zu sehen. Mit Germano sprach für »nd« Martin Ling.

nd: Ihr Buch über das Fotoprojekt »Ausências« in Argentinien habe ich im Regal stehen. Die Idee, durch die Gegenüberstellung von alten und neuen Fotografien die Abwesenheit der Verschwundenen und von der Diktatur Ermordeten einfühlsam in Szene zu setzen, hat mich auf Anhieb überzeugt und beeindruckt. Wie kam es zu dieser Idee?
Gustavo Germano: Der Ursprung liegt in meiner eigenen Familie. Als ich zwölf war, wurde mein 18-jähriger Bruder Eduardo entführt, er ist seitdem verschwunden und wurde höchstwahrscheinlich im Dezember 1976 ermordet. Zehn Jahre später begann ich, als Fotograf zu arbeiten, zehn Jahre später hatte ich die Idee. Weitere zehn Jahre später begann ich mit der konkreten Umsetzung, im Januar 2006. Das Konzept dahinter ist klar: die permanente Anwesenheit der Abwesenheit. Es sind Fotografien, die keiner gesonderten Erklärung bedürfen. Ihr Argument ist die Empathie: Sie zeigen, wie es gewesen ist, all diese Jahre mit d...


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