nd-aktuell.de / 25.04.2014 / Kultur / Seite 13

Am Tresen einer Kneipe in Kongo

Alain Mabanckou:

Manfred Loimeier

Mit seinem Roman »Black Bazar« gelang dem kongolesischen Juristen und Schriftsteller Alain Mabanckou, der inzwischen auch Frankreich verlassen und in den USA eine Professur erhalten hat, vor ein paar Jahren der Durchbruch auf dem deutschen Literaturmarkt. Diese Komödie aus Männersicht, deren Blick auf das Hinterteil von Frauen fokussiert ist und ansonsten um die Schwierigkeiten, Absurditäten und Freuden des interkulturellen Zusammenlebens kreist, spielt in einer Pariser Bar und jongliert kulturhistorisch souverän und dabei unterhaltsam mit gegenseitigen europäisch-afrikanischen Vorbehalten.

»Black Bazar« folgt in seiner Machart dem vier Jahre zuvor, 2005 also, erschienenen Roman »Verre cassé«, der nun ebenso in deutscher Übersetzung vorliegt und den Titel »Zerbrochenes Glas« trägt. »Zerbrochenes Glas« spielt in einer kongolesischen Kneipe, und auch dort steht der Held des Romans am Tresen, um sich aus dem Leben der Stammkundschaft erzählen zu lassen. Auch hier geht es um das tägliche Überleben und die entsprechenden Hürden, legt die männliche Hauptfigur ihr Leben dar und spricht daher nicht selten von Frauen.

Wie »Black Bazar« ist »Zerbrochenes Glas« in einer saloppen, schnodderigen Sprache geschrieben, die die beiden Übersetzer Holger Fock und Sabine Müller elegant ins Deutsche übertragen haben. Gerade die Mündlichkeit von Mabanckous Schreibstil, seine anspielungsreichen Metaphern und die eingestreuten Redewendungen und Sprichwörter erfordern übersetzerisches Geschick, das Fock und Müller bravourös unter Beweis stellen. Mabanckou zitiert zuhauf Filme, Chansons und Klassiker der Weltliteratur, die er trotz einer ironischen Kommentierung weniger verballhornt als vielmehr in ihrer Bedeutung für den Werdegang eines Intellektuellen aus einem afrikanischen Land unterstreicht. So verdeutlicht »Zerbrochenes Glas« wie »Black Bazar« eine Melange der Kulturen und behauptet im Zuge der Globalisierung selbstbewusst, dass in einer Kaschemme in Kongo-Brazzaville genauso banal Weltgeschichte geschrieben wird wie in einer Bar in Paris.

Alain Mabanckou: Zerbrochenes Glas. Roman. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Liebeskind, 224 S., 18,90 €.