Volkswerft räumt die Kais

In Stralsund fertiggestellte Fähren werden nach und nach ausgeliefert

  • Martina Rathke, Stralsund
  • Lesedauer: 2 Min.
Es wird Platz geschaffen für eine Zäsur: Am Donnerstag hat das erste DFDS-Schiff die Stralsunder Volkswerft verlassen. Auch die Scandlines-Fähren werden folgen. Die Werft soll demnächst verkauft werden.

Fast drei Jahre nach der Kiellegung hat das erste von zwei Transportschiffen für die dänische Reederei DFDS am Donnerstag die Volkswerft Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) verlassen. Die 195 Meter lange »Ark Germania« wurde von zwei Schleppern in Richtung Greifswalder Bodden und offene Ostsee geschleppt und soll über Sassnitz dann Richtung Dänemark fahren.

Bei der Fahrt handelt es sich nach Angaben der dänischen Reederei um eine Probefahrt. Das Schwesterschiff »Ark Dania« liegt noch am Kai der insolventen Stralsunder Volkswerft. Ein Auslieferungstermin ist bislang nicht bekannt, aber das Schiff soll ebenfalls in Kürze die Werft verlassen. Die Schiffe, die auch den dänischen Streitkräften und der Bundeswehr zur Verfügung stehen sollen, waren im August 2011 in der P+S-Werft auf Kiel gelegt worden und sollten ursprünglich 2012 fertiggestellt sein. Wegen der P+S-Insolvenz konnten sie zunächst nicht weitergebaut werden.

Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann hatte Anfang 2013 den Vertrag mit der dänischen Reederei zur Fertigstellung neu verhandelt, rund 500 Schiffbauer konnten befristet weiter beschäftigt werden. Zuletzt sorgten Schwingungen im Antriebssystem für Probleme bei der »Ark Germania«.

Nach den DFDS-Schiffen werden auch die Scandlines-Fähren die Stralsunder Volkswerft verlassen. Die Reederei Scandlines, die die zu schweren Schiffe Anfang 2014 für 32 Millionen Euro gekauft hatte, will diese nicht auf der Volkswerft Stralsund umbauen lassen. »Wir können ausschließen, dass der Umbau in Stralsund erfolgt«, sagte Scandlines-Sprecherin Anette Ustrup Svendsen am Donnerstag der dpa.

Der geplante Verkauf der ehemaligen P+S-Werft an Nordic Yards hatte Hoffnungen genährt, dass die Schiffe in Stralsund umgebaut werden könnten. Nordic mit seinen Standorten in Wismar und Warnemünde hatte sich neben anderen europäischen Werften um den Umbau der Fähren beworben.

Die Fähren liegen mit 700 Tonnen über dem Optimal- und rund 200 Tonnen über dem Toleranzgewicht - damit können sie laut Scandlines den Hafen Gedser bei Flachwasserständen nicht anlaufen. Aufgrund der Gewichtsprobleme war Scandlines nach der Insolvenz der P+S-Werften vom Vertrag zurückgetreten und hatte später die Fähren für ein Sechstel des ursprünglich vereinbarten Kaufpreises erworben. Scandlines will nun für rund 100 Millionen Euro das Gewicht der Fähren reduzieren lassen und hat eine Ausschreibung für den Umbau gestartet. Eine Entscheidung über den Zuschlag solle Ende April fallen, sagte Svendsen.

Die insolvente Stralsunder Volkswerft soll an die Nordic-Werften-gruppe Wismar/Warnemünde verkauft werden. Nach knapp zweijähriger Investorensuche sprach sich am Dienstag die SPD/CDU-Landesregierung in Schwerin als größter Gläubiger dafür aus. dpa/nd

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