Geister der Vergangenheit

Olaf Standke über die Vorwürfe gegen Sinn-Féin-Chef Gerry Adams

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Unschuldsvermutung gilt auch für Gerry Adams - bis zum gesetzlichen Nachweis seiner Mitschuld an der Entführung und Ermordung einer zehnfachen Mutter durch die Irisch-Republikanische Armee (IRA) auf dem Höhepunkt der Nordirland-Krise vor über vier Jahrzehnten. Den blieben die Behörden bislang schuldig. Vier Tage lang wurde der Chef der pro-irischen Sinn Féin zuletzt verhört. Die Polizei soll eine Strafverfolgung empfohlen haben, aber ob die Staatsanwaltschaft wirklich Anklage erhebt, ist offen. Und möglicherweise auch eine politische Frage. Wobei, der Fall ist es in den Augen von Adams schon jetzt.

Der 65-Jährige bestreitet jede Mitverantwortung, das ihm vorgelegte Beweismaterial sei vor allem Pressetexten und Büchern entnommen worden. Und nicht nur er fragt, warum das Ganze mitten in der heißen Phase des Wahlkampfs für die Kommunal- und Europawahlen inszeniert wurde. Schließlich habe er die Behörden schon nach dem Auftauchen erster Verdächtigungen vor einigen Monaten kontaktiert. Adams ist fraglos eine Symbolfigur des noch immer fragilen Friedensprozesses in der einstigen britischen Unruheprovinz, in der die Opfer des Konflikts auf beiden Seiten Gerechtigkeit als Voraussetzung für Versöhnung fordern. Eine Lex Adams darf es vor diesem Hintergrund nicht geben. Nicht für, nicht gegen ihn.

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