nd-aktuell.de / 12.05.2014 / Sport / Seite 18

Gnadenfrist für den Hamburger Dino

HSV verliert das Spiel in Mainz, aber nicht den Relegationsplatz 16

Christoph Ruf, Mainz
Der Hamburger SV behauptet den Relegationsrang trotz fünf Niederlagen in Serie. Nun hat er in zwei Relegationsspielen den Dritten der Zweiten Liga*** vor der Brust.

Draußen tobte die Mainzer Siegesfeier mit Jubelstürmen, Bierduschen und allem, was dazugehört, wenn ein Außenseiter die Qualifikation zur Europa League schafft. Unter den Stadiontribünen dominierten in der Interviewzone hingegen zwei andere Themen, die mit dem freudigen Ereignis nichts zu tun hatten: Die Zukunft des Mainzer Trainers Thomas Tuchel und die Tatsache, dass der Hamburger SV trotz der 2:3-Niederlage Platz 16 verteidigen konnte. Der Bundesliga-Dino hat jetzt noch zwei Relegationsspiele vor der Brust, ehe er weiß, ob er die kommende Saison in der ersten oder zweiten Liga angehen wird. Kein Wunder also, dass die 5000 Hamburger Fans mindestens genauso guter Laune waren wie die rot-weiße Feiergemeinde. Die Gäste wussten schließlich schon vor der Partie, dass mehr als Platz 16 nicht mehr zu erreichen sein würde.

Der schien jedoch schon nach acht Minuten in Gefahr. Nach einem langen Ball von Zdenek Pospech wollte Heiko Westermann den Ball per Brust zu seinem Torhüter zurückspielen. Doch Elkin Soto spritzte dazwischen und erzielte das 1:0 für Mainz. »Verdammt ärgerlich«, fand Westermann das nach dem Spiel. »Mein Fehler war unser einziger im ersten Durchgang.«

Tatsächlich wirkte der HSV ansonsten entschlossen und konzentriert und glich prompt durch Pierre-Michel Lasogga aus (12.). Es war der 13. Saisontreffer des Mannes, der in Hamburg so lange schmerzlich vermisst worden war. »Er hat natürlich eine große Qualität vor dem Tor«, freute sich Trainer Mirko Slomka, der seinen Torjäger nach 67 Minuten auswechselte, um ihn für die beiden Relegationsspiele zu schonen. Doch nicht nur im Angriff, der absoluten Schwachstelle des Hamburger Spiels, hat sich die Personalsituation merklich entspannt. Slomka konnte sogar Marcell Jansen, Tolgay Arslan und Johan Djourou auf der Bank lassen.

Der HSV zeigte die »vielleicht beste erste Halbzeit in dieser Saison«, wie nicht nur Westermann fand. »Wir hätten im ersten Durchgang drei, vier Tore machen müssen.« Das stimmte, auch weil die Mainzer zunächst einen schwachen Auftritt hinlegten. Ständig kamen sie zu spät in die Zweikämpfe, die Folge waren unzählige Freistöße für den HSV, die fast allesamt für Torgefahr sorgten. Auch die Flankenläufe von Dennis Diekmeier und Hakan Calhanoglu wurden demütig begutachtet. »Im ersten Durchgang waren wir nervös«, ärgerte sich Tuchel. »Der HSV hat sehr aggressiv und laufstark verteidigt, das hat uns Probleme bereitet.«

In der zweiten Hälfte kam Mainz deutlich besser ins Spiel, auch weil der HSV nicht mehr so konsequent agierte - die für Hamburg positiven Zwischenstände aus Hoffenheim und Schalke hatten sich herumgesprochen. Prompt traf Yunus Malli zum 2:1, Shinji Okazaki erhöhte kurz darauf auf 3:1, ehe Ivo Ilicevic der 2:3-Endstand gelang. »Wir haben unser Ziel immer noch vor Augen und haben die Chance auf den Klassenerhalt«, freute sich Slomka. Dennis Diekmeier wagte schon mal eine optimistische Relegationsprognose: »Wir sind der Erstligist. Wenn wir wie einer auftreten, werden wir die beiden Spiele für uns entscheiden.«