Streik an allen Vivantes-Kliniken

Marburger Bund weitet Arbeitskampfmaßnahmen bis zum Ende der Woche aus

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach den abgebrochenen Tarifgesprächen erhöht die Gewerkschaft Marburger Bund den Druck auf die Vivantes-Geschäftsführung: Ab Dienstag wird Nonstop an allen Standorten gestreikt.

Der Streik-Wochenplan des Marburger Bundes steht. Von Dienstag bis Freitag will die Ärztegewerkschaft alle neun Krankenhäuser von Vivantes in Berlin bestreiken. Nur der Notdienst soll arbeiten. »Wer jetzt zu Hause bleibt, schafft nie Verbesserungen!«, heißt es im Aufruf des Marburger Bundes, der unter anderem eine Kundgebung vor der Konzernzentrale (Dienstag), eine Demonstration zum Alexanderplatz (Mittwoch) und eine Protestfahrt mit einem Dampfschiff (Donnerstag) plant. Die Ärztegewerkschaft hatte am Montagmorgen ein letztes Mal an die Vivantes-Geschäftsführung und den Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) appelliert, ein verbessertes Tarifangebot vorzulegen. »Falls die Geschäftsleitung sich am Montag bewegt, wird der Marburger Bund die angestellten Ärzte erneut zur Arbeitsniederlegung aufrufen«, sagte der Geschäftsführer des Marburger Bundes, Rainer Felsberg.

Doch der Klinikbetreiber, der am Verhandlungstisch durch den Kommunalen Arbeitgeberverband vertreten wird, sieht keinen Grund für Nachbesserungen. »Unser Angebot liegt vor, aus unserer Sicht ist das ein sehr gutes Angebot«, erklärte eine Sprecherin des KAV dem »neuen deutschland«. Das aktuelle Angebot des kommunalen Klinikbetreibers sieht vor, die Gehälter der Ärzte in zwei Schritten um 4,6 Prozent zu erhöhen. Außerdem sollen neue Gehaltsstufen für Ärzte in Weiterbildung, Fachärzte und Oberärzte eingeführt werden.

Die Bezahlung würden somit vergleichbar mit anderen Klinikbetreibern in Berlin, teilweise sogar höher, betonte der KAV. »Wir haben Gehaltserhöhungen bis zur Schmerzgrenze angeboten und zuletzt auch ein Angebot gemacht, das die Kernforderungen des Marburger Bundes nach zusätzlichen Gehaltsstufen berücksichtigt«, hatte der Personalgeschäftsführer von Vivantes, Christian Friese, bereits in der vergangenen Woche erklärt. Das Gesamtvolumen des Pakets für die rund 1800 Ärzte bei Vivantes befände sich damit schon im zweistelligen Millionenbereich. Mehr sei für den Konzern finanziell nicht tragbar. »Unser Gesprächsangebot besteht aber nach wie vor«, erklärte die Sprecherin des Arbeitgeberverbandes – aber es sei schließlich der Marburger Bund gewesen, der die seit Jahresbeginn laufenden Tarifgespräche abgebrochen habe.

Das sieht die Ärztegewerkschaft allerdings ganz anders. »Nicht wir haben den Verhandlungstisch verlassen, sondern es gab nicht mal die Möglichkeit für ein Vier-Augen-Gespräch der Verhandlungsführer«, sagte Reiner Felsberg dem »neuen deutschland«. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft für die Ärzte bei Vivantes zu Beginn des Jahres sechs Prozent mehr Gehalt gefordert. Was die lineare Lohnsteigerung angeht, hatten sich der KAV und Marburger Bund in den Tarifgesprächen laut Gewerkschaft sogar bereits geeinigt. Die Gewerkschaft habe sogar die »Kröte« geschluckt, dass es für die jungen Ärzte im Januar, Februar und März keine Erhöhung gegeben hätte, so Felsberg.

Knackpunkt der gescheiterten Tarifgespräche ist aus Sicht des Marburger Bundes die fehlende Anerkennung von Berufsjahren für die insbesondere jungen Ärztinnen gewesen, die, wenn sie Kinder bekommen, ihre Weiterbildungen nicht in der erforderlichen Zeit schaffen. »Die neue Anerkennungsstufe wollte uns Vivantes erst ab Ende 2015 gewähren«, sagte Felsberg. Die Situation dieser Ärztinnen und Ärzte zu verbessern, sei aber unsere Hauptforderung. Der Marburger Bund bekundet nun ebenfalls Gesprächsbereitschaft. Aber nur, wenn es ein »ernsthaftes Angebot« von Vivantes gibt.

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