Frankreich siegt im Schlussspurt

Nigerias Mannschaft hält in einer schwachen Partie nur eine Halbzeit mit

In einer schwachen Partie setzt sich Frankreich im Achtelfinale spät, aber letztlich verdient mit 2:0 gegen eine nigerianische Mannschaft durch, die im zweiten Durchgang restlos enttäuscht.

Eines stand schon vor dem Anpfiff fest: In Brasilia herrschten Temperaturen, die nach dem Spiel keiner der beeiden Beteiligten als Hemmschuh würde heranziehen können: Sommerliche 28 Grad, mitteleuropäisch anmutende Leuchtfeuchtigkeit um die 30 Prozent - alles in allem also kein Vergleich zum tropischen Glutofen von Fortaleza, der den Niederländern und Mexikanern am Tag zuvor das Leben schwergemacht hatte.

Mit unerwarteten Widrigkeiten hatten allerdings die Franzosen zu kämpfen, denn sie hatten vor 68 000 Zuschauern in der brasilianischen Hauptstadt ein Auswärtsspiel: 65 000 davon feuerten von Beginn an die Afrikaner an, auch der Löwenanteil der brasilianischen Zuschauer drückte Nigeria die Daumen.

Doch die taten sich anfangs schwer gegen eine gut organisierte französische Mannschaft, die allerdings ausgesprochen gemächlich zu Werke ging. Es blieb zunächst bei einem Tor, das aber wegen einer knappen Abseitsstellung von Emmanuel Emenike (19.) zurecht aberkannt wurde. Auch die Franzosen haderten kurz darauf mit dem Schicksal, als Paul Pogba eine Hereingabe von Mathieu Valbuena volley nahm, doch Nigerias Keeper Vincent Enyeama zeigte eine Glanzparade (22.). Das Defensivverhalten seiner Vorderleute dürfte dem französischen Keeper allerdings kaum gefallen haben. Die Franzosen hatten viel zu viel Raum im Mittelfeld, wo Pogba, Blaise Matuidi und die beiden Außenstürmer Valbuena und Benzema doch reichlich ungestört kombinieren konnten und meist erst kurz vor der Strafraumgrenze attackiert wurden. Kurzum: Frankreich war nicht nur erkennbar die Mannschaft mit den besseren Individualisten, sondern auch insgesamt reifer und abgeklärter. Eine Führung hätten sie zur Halbzeit dennoch nicht verdient gehabt, dazu agierten die Franzosen zu unkonzentriert bei den letzten Bällen und erarbeiteten sich deshalb zu wenige Torchancen. Fast hätte Emenike mit einem Gewaltschuss sogar noch die Halbzeitführung erzielt, doch Hugo Lloris im französischen Tor war zur Stelle (44.). Mehr als ein 0:0 zur Halbzeit hätte diese gemächliche, weitgehend niveauarme Partie allerdings auch nicht verdient gehabt.

Das Tempo änderte sich auch im zweiten Durchgang erst allmählich. Das dankbare Publikum applaudierte schon bei Distanzschüssen wie dem von Emenike (60.), die fünf, sechs Meter übers Tor gingen. Bei den Franzosen hatte ausgerechnet Karim Benzema die bis dato beste Chance des zweiten Durchgangs, doch seinen Schuss konnte Victor Moses noch vor der Linie klären (70.). Der Druck der Franzosen wurde nun größer, die Nigerianer zogen sich tief in ihre Hälfte zurück. Doch das nützte nicht mehr viel: Zunächst traf Yohan Cabaye mit einem strammen Schuss nur die Latte (78.), dann scheiterte Benzema mit einem Kopfball an Enyeama (79.), der sich zu dem Zeitpunkt Bestnoten verdient gehabt hätte: Doch dann unterlief er einen Eckball und musste hilflos mit ansehen, wie Paul Pogba per Kopf eine französische Führung erzielte, die da längst verdient war (79.). Zumal der eingewechselte Antoine Griezmann weitere gute Chancen hatte. Bei der ersten scheiterte er knapp (83.), bei er zweiten wurde sein Schuss von Joseph Yobo zum 2:0 in die eigenen Maschen gelenkt (90.+2).

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