nd-aktuell.de / 02.07.2014 / Ratgeber / Seite 23

Arbeitnehmer behält Anspruch auf Urlaub auch nach dem Tod

Ungewöhnlicher Fall vor dem EuGH in Luxemburg

Auch ein Toter hat noch Anspruch auf Urlaub. Wenn ein Arbeitsverhältnis durch den Tod endet, vererbt der Dahingeschiedene daher seinen Urlaubsanspruch an seine Witwe.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg urteilte am 12. Juni 2014 (Az. C-118/13): Ein Arbeitnehmer verliert mit dem Tod nicht seinen Anspruch auf bezahlten Jahresurlaub. Seine Witwe kann daher einen finanziellen Ausgleich für Urlaub verlangen, den der Verblichene nicht mehr nehmen konnte.

Nationale Gesetze oder »Gepflogenheiten«, wonach der Urlaubsanspruch »untergeht, wenn das Arbeitsverhältnis durch den Tod des Arbeitnehmers endet«, seien mit dem EU-Recht nicht vereinbar, befanden die EU-Richter. Der Anspruch auf bezahlten Urlaub sein »ein besonders bedeutsamer Grundsatz des Sozialrechts«.

Der EuGH antwortete mit seinem Urteil auf eine Anfrage des Landesarbeitsgerichts in Hamm (Nordrhein-Westfalen). Dieses muss über den Fall eines Arbeitnehmers entscheiden, der seit 1998 bei einem Unternehmen beschäftigt war. Wegen Krankheit war er von 2009 an nur noch mit Unterbrechungen arbeitsfähig. Als er im November 2010 starb, hatte er 140,5 Tage Jahresurlaub angesammelt.

Seine Witwe verlangte für diesen Urlaubsanspruch einen finanziellen Ausgleich. Der Rechtsstreit ging schließlich bis vor den EuGH.

Das höchste europäische Gericht verwies darauf, dass ein Arbeitnehmer auch dann Anspruch auf bezahlten Urlaub hat, wenn dieser vor dem Verlassen eines Unternehmens angefallen ist. Auch wer wegen einer Krankheit gar keinen Urlaub nehmen könne, habe bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses Recht auf einen finanziellen Ausgleich für nicht genommenen Urlaub.

Mit einem »finanziellen Ausgleich im Fall der Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch den Tod« werde »die praktische Wirksamkeit des Urlaubsanspruchs« sichergestellt, urteilte der EuGH: »Der unwägbare Eintritt des Todes des Arbeitnehmers darf nicht rückwirkend zum vollständigen Verlust des Anspruchs auf bezahlten Jahresurlaub führen.« Der Anspruch auf finanzielle Abgeltung hänge auch nicht ab, dass der Betroffene zuvor einen entsprechenden Antrag gestellt habe, so das Gericht. dpa/nd