Spiel ohne Ventil

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Mir geht es dieser Tage wie Millionen von Menschen, die es aus Geldmangel, Arbeitsüberfluss oder fehlender Weitsicht nicht geschafft haben, selbst zur WM zu reisen. Auch ich wäre jetzt gerne in Brasilien, um einmal ein Stadion zu besuchen. Natürlich nur an den spielfreien Tagen. Zu keinem anderen Zeitpunkt strahlen Orte, die man immer nur als Sammelbecken für bonbonbunte Massenaufläufe präsentiert bekommt, eine gewaltigere Anziehungskraft aus als eben dann, wenn dort nur die Stille schreit. Ein 80 000 Personen fassendes Colosseum, einzig ausgerichtet auf die akustische, optische und marketingstrategische Fokussierung des Spektakels, offenbart sein zubetoniertes Innerstes erst in jenen menschenleeren Stunden, in denen man dort das Gras wachsen hört und die Ameisen aus den Fugen krabbeln sieht.

Wie ärgerlich müssen für diese Insekten, die den todbringenden Einmarsch der vielfarbigen Schuhsohlen fürchten, Spiele wie jene zwischen...


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