Die Hunsrück-Ranger kommen

Wie Rheinland-Pfalz die Betreuer für den ersten Nationalpark des Bundeslandes ausbildet

  • Birgit Reichert, Deuselbach
  • Lesedauer: 4 Min.
Ranger werden im künftigen Nationalpark Hunsrück-Hochwald eine wichtige Rolle spielen: Sie sollen Besuchern die Natur nahe bringen. Für den neuen Job werden die ersten 16 Ranger gerade ausgebildet.

Sie stehen am Hang im Moor und schauen auf die Pflanzen. »Da, das ist der Sonnentau«, sagt Hartmut Hoffmann und geht in die Hocke. Mit 15 anderen staatlichen Forstwirten aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland ist er im geplanten Nationalpark Hunsrück-Hochwald auf Erkundungstour. Ihre Gruppe stapft durch Wälder, Wiesen und auf Wegen, um sich für ihren neuen Job als Ranger vorzubereiten. Es ist eine Doppelpremiere: Denn die Männer und eine Frau werden die ersten Ranger in dem ersten Nationalpark von Rheinland-Pfalz und dem Saarland sein, der im Frühjahr 2015 eröffnet werden soll.

»Wir lernen jeden Tag wahnsinnig viel«, sagt Hoffmann (46) aus Gusenburg (Kreis Trier-Saarburg), der bislang beim Forstamt Hochwald in Hermeskeil Maschinenführer ist. Etwa, wie man an den Lebewesen im Bach erkennt, ob das Wasser sauber ist. Oder dass der Torf im Moor pro Jahr einen Millimeter wächst. Bis zum Ende der Ausbildung müssen die »Azubis« den Park aus dem Effeff kennen: Denn danach werden sie Besucher durch das rund 10 000 Hektar große Gelände führen. »Ich freue mich, wenn wir diese Perle der Natur Gästen nahe bringen können«, sagt Hoffmann.

Für die meisten Ranger sei die Ausbildung zum geprüften Natur- und Landschaftspfleger ein »Perspektivenwechsel«, sagt Ausbildungsleiter Klaus Zimmermann. Bislang standen bei den Forstwirten wirtschaftliche Dinge wie die Nutzung des Waldes im Fokus - nun rückt der Naturschutz in den Vordergrund. »Die meisten entdecken plötzlich Dinge im Wald, die sie vorher nie gesehen haben«, sagt Zimmermann aus dem nordrhein-westfälischen Lohmar, der von den bundesweit rund 500 Rangern etwa 170 ausgebildet hat.

»Ich passe jetzt im Wald auf, dass ich nicht auf schützenswerte Pflanzen trete«, sagt Forstwirtin Alexan- dra Bloch vom Forstamt Altenkirchen im Westerwald. Nach den ersten zwei Monaten Ausbildung ist die 24-Jährige sicher: »Das wird mein absoluter Traumjob.« Der Beruf öffne ihr neue Blickwinkel auf die Natur und sei vielfältig. Ob Wegebau, Umweltbildung, Holzwerkstatt oder Kartierung - es gebe zig Möglichkeiten. Sie wird die erste Rangerin des Landes: »Für die Männer ist es was Besonderes, für mich ist es eher was Normales«, sagt sie.

Gelernt wird auch im Klassenzimmer: 640 Unterrichtsstunden stehen auf dem Plan. Alle Landschaftstypen, viel Ökologie, Naturschutz und allerhand Rechtliches müssen gelernt werden. »Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist besonders, weil er sehr kleinräumig wechselt zwischen sehr feuchten und sehr trockenen Lebensräumen«, sagt Zimmermann.

Es gibt viel zu entdecken. Etwa Moore, die bislang noch wenig erforscht seien, sagt Moor-Expertin Margret Scholtes. Der künftige Nationalpark, bundesweit der 16., bestehe aus bis zu zehn Prozent Moorlandschaft. 25 von 32 geschützten Torfmassen gebe es hier, manche Moore seien bis zu 6000 Jahre alt, sagt Scholtes bei einer Führung der angehenden Ranger.

Im Hunsrücker Park stehe der Buchenwald im Vordergrund, sagt Zimmermann. Es gebe besondere Tiere, wie den Schwarzstorch, die Wildkatze, viele Specht- und Fledermausarten. Außergewöhnlich seien auch die Lindenwälder, die zum Areal gehörten. Bei der Ausbildung in Rheinland-Pfalz sind auch drei Forstwirte aus Nordrhein-Westfalen dabei. Nina Lohr (33) aus Monschau zum Beispiel, sie arbeitet im Nationalpark Eifel in der Umweltbildung. »Nicht die Wissensvermittlung, sondern der Zugang zur Natur steht im Vordergrund«, sagt sie. Es gebe immer wieder Kinder, die noch nie einen Wald besucht hätten. »Sie von der Natur zu begeistern, das macht Freude.«

In einer ersten Ausbildungsrunde werden 14 Forstwirte aus Rheinland-Pfalz und zwei aus dem Saarland für den Nationalpark im Hunsrück geschult. Eine zweite Runde beginnt 2015. Insgesamt werde es 32 Ranger geben, sagt die Leiterin des Forstlichen Bildungszentrums in Hachenburg, Monika Runkel. Jeder der Forstwirte, zwischen 23 und 59 Jahre alt, bringe spezielles Wissen mit.

Wie auch Forstwirt Hoffmann. Er kann besonders gut Blockhäuser bauen. Das hat er bei einem Praktikum bei Rangern in Kanada gelernt. Als »Azubi« hat er im Wald auch schon Neues entdeckt: »Ich habe zum Beispiel meinen ersten lebendigen Hirschkäfer gesehen. Der war so groß, so beeindruckend. Das werde ich nie in meinem Leben vergessen«, sagt er. dpa/nd

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