Der vergessene Völkermord

Aert van Riel über neue und alte Feindlichkeit gegen Sinti und Roma

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Schon seit Jahrhunderten sind Sinti und Roma die Sündenböcke der sogenannten Mehrheitsgesellschaft. Eine Studie zeigt nun, dass sich daran hierzulande bis heute nichts geändert hat. In der deutschen Bevölkerung sehen viele in ihnen vor allem arbeitsscheue Kriminelle, die lieber heute als morgen das Land verlassen sollen. Auch die Große Koalition betreibt eine offen romafeindliche Politik. Vor kurzem hatten die Regierungsfraktionen im Bundestag beschlossen, dass Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien als »sichere Herkunftsstaaten« gelten. Damit können Asylbewerber aus diesen Staaten, darunter viele Roma, nahezu pauschal abgewiesen werden.

Es sieht nicht danach aus, als könnten Sinti und Roma bald weitgehend vorurteilsfrei in Deutschland leben. Erschreckend ist, dass viele dieser Vorurteile an die Zeit des Völkermords an den europäischen Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten erinnern. Das ist nur möglich, weil dieses Verbrechen in der deutschen Erinnerungspolitik kaum eine Rolle spielt. Aufklärung ist notwendig, etwa in Schulen und Museen. Viele Medien müssen zudem ihre Berichterstattung hinterfragen, wenn es zum Beispiel um »Armutszuwanderung« vom Balkan geht. Hier soll ein Problem suggeriert und Vorurteile geschürt werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die »Armutszuwanderung« nicht nur zum Vokabular der Union, sondern auch der NPD gehört.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal