Die High-Tech-Hauptstadt boomt

Wirtschaftsagentur Berlin Partner startet mit neuem Geschäftsführer ins zweite Halbjahr

Das Wirtschaftsförderunternehmen Berlin Partner sagt der Stadt eine positive Entwicklung voraus. Schon bald könnte sich ein großer chinesischer Investor in der Metropole niederlassen.

Berlin, die kraftstrotzende Industriemetropole, das war einmal. Und so schnell wird sie es wohl auch nicht wieder werden, muss Stefan Franzke, neue Doppelspitze bei der Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner zugeben, als er am vergangenen Freitag die Halbjahresbilanz des Unternehmens vorstellte. »Es wird nicht von heute auf morgen gelingen, die großen Dax-Unternehmen nach Berlin zu holen. Unser Fokus liegt auf Firmen im Hightech Bereich«, sagt Franzke. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2014 hat die landeseigene Wirtschaftsagentur den Aufbau von rund 2400 Arbeitsplätzen unterstützt. »Berlin boom nach wie vor«, sagt Geschäftsführerin Melanie Bähr.

Die Unternehmen sicherten zu, 270 Millionen Euro in insgesamt 102 Projekte zu investieren. Drei von vier Euro landen dabei im industriellen Bereich, vorwiegend in der Entwicklung neuer Technologien. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 1900 Arbeitsplätze gewesen und eine Investitionssumme von 164 Millionen Euro. Es geht jeweils um Zusagen für die nächsten drei Jahre. Das bisher beste Jahr verbuchte die Gesellschaft, die auch für die »be berlin«-Werbekampagne zuständig ist, 2011, als die betreuten Unternehmen insgesamt 6900 neue Arbeitsplätze für die Hauptstadt versprachen. Berlin Partner hilft ihnen unter anderem bei der Beantragung von Landes-, Bundes- und EU-Mitteln und arbeitet dabei eng mit der Investitionsbank Berlin zusammen.

Dem Arbeitsmarkt in Berlin geht es gut, so die Prognosen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft rechnet für dieses Jahr mit einem Konjunkturplus von 1,8 Prozent und auch der Chef der Arbeitsagentur in Berlin und Brandenburg ist optimistisch und sagte für 2014 eine sinkende Arbeitslosenquote voraus. Von den neu geschaffenen Jobs, vor allem in der Industrieforschung, auf die sich auch Berlin Partner konzentriert, profitieren aber meist nur die gut ausgebildeten Arbeitskräfte.

Berlin ist auch im Juni 2014 laut einer Statistik der Arbeitsagentur mit einer Arbeitslosenquote von elf Prozent wieder die Hauptstadt der Arbeitssuchenden. Ein paar mehr Arbeitsplätze könnte die Ansiedlung eines großen chinesischen Unternehmens bringen. Welche Firma das ist, wollte man bei Berlin Partner aus Rücksicht auf die Geschäftsinteressen des Investors aber noch nicht sagen. Die Wirtschafts- und PR-Agentur hat mit der Einstellung von Franzke ein Statement abgegeben. Franzke war vorher Geschäftsführer des Innovationszentrums Niedersachsen und arbeitete unter anderem mit Großunternehmen wie VW und Continental zusammen. In seiner Arbeit hatte er sich verstärkt auf den arabischen- und asiatischen Raum konzentriert. Sein Fokus lag dabei auf dem Austausch mit Ländern wie Katar und Russland.

Erst vor zwei Wochen hatte man Franzke an die Seite von Melanie Bähr berufen, beide sollen Berlin Partner gemeinsam leiten, dafür haben sie sich die neuen Geschäftsbereiche nach der Fusion mit der Technologiestiftung Berlin untereinander aufgeteilt. »Mit dem weiten Aufgabenfeld, das Berlin Partner abdeckt, wäre die Arbeit für einen Geschäftsführer alleine nicht machbar gewesen«, sagt Bähr. Sie wird für Gesundheit, Mobilität und Energie zuständig sein. Franzte übernimmt die digitale Wirtschaft, Industrie- und Optikbranche. An Berlin Partner sind mit jeweils 30 Prozent die landeseigene Investitionsbank, die Partner für Berlin Holding und die Technologiestiftung beteiligt.

Im September wird eine Delegation mit Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) zu einer Konferenz nach New York reisen, um Berlin besser mit der internationalen Start-up-Szene zu vernetzen.

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