Werbung

Hitlerbilder, Antisemiten und die LINKE

Aufruf der Linksjugend Ruhr zu einer Demonstration gegen die Bombardierung Gazas sorgt für Diskussionen

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Linksjugend solid Ruhr will am kommenden Freitag gegen den Krieg in Gaza demonstrieren. Die Aufzüge vom Wochenende zeigen aber, wie schwer es ist, Antisemiten und Islamisten fernzuhalten.

Der Nahost-Konflikt erreicht wieder einmal die LINKE. Auslöser war ein Bericht des Blogs »Ruhrbarone« über antisemitische Kommentare auf einer Facebook-Seite der Linksjugend solid Ruhr. Diese hatte dort zu einer Demonstration in Essen gegen die »Bombardierung Gazas« aufgerufen. Das wiederum rief auch einige Antisemiten und Islamisten auf den Plan, die auf der Seite zahlreiche Kommentare hinterließen. Unter anderem wurde dort ein Bild Adolf Hitlers gepostet, dem ein Pseudozitat beigestellt wurde: »Ich könnte alle Juden töten aber ich habe einige am Leben gelassen um euch zu zeigen warum ich sie getötet habe«. Es sollte nicht das einzige Hitlerbild bleiben, wurde aber wie die anderen mittlerweile aus den Kommentarspalten gelöscht. Doch der Artikel »Mit Hitler gegen Israel« der »Ruhrbarone« machte im Netz die Runde. »Bild« und »Die Welt« nahmen dies zum Anlass, über die LINKE und ihren vermeintlichen Antisemitismus zu berichten.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber appellierte via »Bild« an die Bundesfamilienministerin, »die angekündigten Zahlungen an die Linkspartei-Jugend umgehend einzustellen. Solche antisemitischen Umtriebe dürfen nicht mit Steuergeldern unterstützt, sondern müssen gesellschaftlich geächtet werden.«

Die LINKE wiederum weist die »Falschdarstellung der Springer-Presse zurück«. Jules Jamal El-Khatib vom Landesvorstand der NRW-LINKEN betonte, das Hitlerbild sei »von einem Unbekannten gepostet« und direkt gelöscht worden, »nachdem es ein Mitglied unserer Basisgruppe gesehen hat«. Die Landessprecherin der LINKEN, Özlem Alev Demirel, unterstrich, dass man auf allen Kundgebungen deutlich machen werde, »dass es uns nicht um Religion oder Herkunft geht, sondern um diejenigen, die die gewalttätige Eskalation im Nahen Osten vorantreiben«. Die LINKE stehe »für die Solidarität der Völker und für Frieden«.

Trotzdem forderte etwa die Antifa Essen Z die Linksjugend auf, »ihre für Freitag angekündigte Kundgebung in der Essener Innenstadt abzusagen«. Antifa-Sprecher Stefan Sander vermutet, dass den jungen LINKEN »die Kontrolle über ihre eigene Veranstaltung längst entglitten ist«.

Wie schnell solche Demonstrationen entgleiten können, zeigte sich am Wochenende gleich mehrfach. So nahmen in Dortmund rund 1500 Menschen an einer Demo gegen den Krieg in Gaza teil. Unter den Teilnehmern befand sich auch der stellvertretende NRW-Vorsitzende der Partei »Die Rechte«, Michael Brück, der zeitweilig sogar an der Spitze des Zuges lief. Transparente, auf die »Stop Juden« oder »Stern des Teufels« geschrieben war, rundeten das unschöne Bild ab. In Gelsenkirchen sollen Unbekannte am Rande eines Aufzugs gar »Hamas, Hamas - Juden ins Gas« skandiert haben. Währenddessen machte auch die Polizei in Frankfurt am Main Negativschlagzeilen. Sie stellte dem Sprecher einer Demonstration ein Lausprecherfahrzeug zur Verfügung. Anschließend hallten Parolen wie »Allah ist groß«, »Mohammed ist der Prophet Allahs« und »Kindermörder Israel« durch die Innenstadt. Zudem wurden auf beinahe allen Demos, die nicht immer friedlich blieben, Fahnen der Terrororganisationen Hamas und Hizbollah geschwenkt.

Das zeigt auch, wie schwer es wird, die Islamisten am Freitag davon abzuhalten, die Demonstration für ihre Propagandazwecke zu missbrauchen. Bislang haben per Facebook mehr als 7000 Menschen ihre Teilnahme angekündigt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal