Die Wahrheit über Eppendorf

Hamburger Stadtteil auf 160 Seiten vorgestellt

  • Volker Stahl, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Ja, ja, es kursieren in Hamburg reichlich Vorurteile - über die Eppendorfer, denen der Ruf vorauseilt, ein »büsschen schnöselig« zu sein. Und schön und reich sollen die Bewohner der vielen Jugendstil- und Patrizierhäuser auch sein. Ganz falsch ist das nicht - schicke Läden und sanierte Altbauten locken Promis wie die Moderatorin und ehemalige Fußballerbraut Sylvie Meis zum Shoppen und Wohnen in den attraktiven Stadtteil. Dem Autor Werner Skrentny ist zu verdanken, dass dem Leser auch der Blick für das andere Eppendorf geöffnet wird. Dort lebte einst Kommunistenführer Ernst Thälmann, dem heute eine Gedenkstätte im Stadtteil gewidmet ist. Oder der »Sag Nein«-Dichter Wolfgang Borchert und der 2011 am Eppendorfer Baum tödlich verunglückte »68er« Günter Amendt, der 1970 die Jugend mit dem Bestseller-Buch »Sexfront« aufklärte.

1789 zählte der Chronist 110 Feuerstellen und viele Gartenhäuser. Heute leben 24 000 Menschen in Eppendorf, das sich seit Anfang der 1970er Jahre dank Läden wie dem »Onkel Pö« zum Szenestadtteil mauserte. Heute sind langhaarige Bartträger aus dem Stadtteil fast komplett verschwunden - nur der Übersetzer und »Vorlesekünstler« (Die Zeit) Harry Rowohlt hält eisern die Stellung. Wer Eppendorf einen Besuch abstattet, sollte unbedingt an dem Prachthaus Ecke Haynstraße/Hegestraße vorbeischauen. Die Villa sollte 1970 abgerissen werden. Doch dann nisteten sich dort vom AStA der Hamburger Universität vermittelte Studenten ein und handelten 1975 einen Mietvertrag aus, an dem sich interessierte Investoren die Zähne ausbissen. So retteten schlaue Jungjuristen das heute unter Denkmalschutz stehende Haus. Einige Kämpfer von damals wohnen noch heute dort - mittlerweile als Eigentümer!

Werner Skrentny: Das Eppendorf Buch, Weidlich Verlag, Hamburg 2013, 160 Seiten, 29,80 Euro

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