Aufsteiger

Volker Schlotmann: vom Energieministerium in die Strombranche

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Spätestens das Engagement des Ex-Kanzleramtsministers Ronald Pofalla (CDU) bei der Bahn sollte klar gemacht haben, dass es ein Problem ist, wenn politische Entscheider nahtlos in Bereiche wechseln, mit denen sie zuvor politisch befasst waren.

Doch während Pofalla nach harter Kritik wenigstens eine Halb-Schonzeit einlegt und nun erst 2015 im neuen Job anfängt, demonstriert Volker Schlotmann, dass etwas dran sein muss an dem Sprichwort, selbst der Weltuntergang werde im Nordosten mit einer gewissen Verspätung einsetzen: Im Dezember 2013 hatte der SPD-Politiker seinen Posten als Energiewendeminister aufgegeben, im März 2014 auch das Landtagsmandat. Und im August wurde bekannt, dass Schlotmann offenbar schon seit April in der Wirtschaft tätig ist. Ausgerechnet als Politkontaktpfleger eines Ökostromunternehmens, bei dem ein Parteifreund Mit-Geschäftsführer ist. Und auch noch in Vollzeit, wie man hört - obwohl er seinen Rückzug mit der Gesundheit begründet hatte, von Herzproblemen war die Rede.

Nun mag es sein, dass »Kommunikation« mit einstigen Freunden und Schützlingen - lange war Schlotmann auch Fraktionschef - nicht halb so anstrengend und zeitraubend ist wie das Gezerre in einer Landesregierung. Doch gibt gerade dieses Detail dem »Fall« besondere Würze, weil Schlotmanns Entscheidung für »Familie und Gesundheit« in Schwerin parteiübergreifend mit warmen Worten gewürdigt worden war. Hinzu kommt natürlich, dass ein solcher Wechsel einem Spitzenbeamten verwehrt wäre. Und dass Normalrentner nur in Grenzen unverrechnet hinzuverdienen dürfen, während Ex-Politiker auf Altersversorgungssprüche einfach aufsatteln können.

Volker Schlotmann, 1956 in Duisburg geboren, Hauptschüler, Binnenschiffer, Postler und später Student mit Gewerkschaftsstipendium, hat eine alt-bundesrepublikanische Aufsteigerbiografie hinter sich, die so heute kaum noch möglich wäre. Um so enttäuschender ist es, dass er am Ende dieses Weges das Augenmaß verloren zu haben scheint.

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