Wiederaufbau in Gaza kostet 6 Milliarden Euro

»New York Times«: Hamas-Führung war nicht an Ermordung israelischer Teenager beteiligt

  • Lesedauer: 2 Min.

Ramallah/Tel Aviv. Eine Expertenkommission der palästinensischen Autonomiebehörde schätzt die Kosten für den Wiederaufbau des im Konflikt mit Israel stark zerstörten Gazastreifens auf rund sechs Milliarden Euro. Der Palästinensische Wirtschaftsrat für Entwicklung und Wiederaufbau (Pecdar) stellte in Ramallah einen Bericht über das Ausmaß der Zerstörungen des 50-tägigen Konflikts vor. In dem Küstenstreifen waren im Juli und August mehr als 2100 Palästinenser getötet worden. Tausende Häuser und große Teile der Infrastruktur wurden zerstört oder beschädigt.

Die Experten schätzen, dass der Wiederaufbau selbst bei vollständiger Aufhebung der israelischen Blockade fünf Jahre dauern würde. Seit Beginn der Waffenruhe haben noch keine Baumaterialien die Grenzen in den Gazastreifen passieren dürfen. Israel und verschiedene Palästinensergruppen verhandeln noch über eine dauerhafte Friedenslösung. Die israelische Regierung befürchtet, dass die radikalislamische Hamas oder andere militante Gruppen etwaige Materialien für ihren Kampf gegen Israel verwenden könnten.

Die 13 Autoren des Pecdar-Berichts schlugen ferner vor, die bis zu 2,2 Millionen Tonnen Schutt der zerstörten Häuser für eine Ausweitung des Gazastreifens vor der Küste zu nutzen. Pecdar war ins Leben gerufen worden, um die Umsetzung von von internationalen Geldgebern finanzierten Projekten in den Palästinensergebieten zu betreuen und zu überwachen. Noch im September soll eine internationale Geberkonferenz für den Gazastreifen in Ägypten oder Norwegen stattfinden.

Im Fall der drei im Westjordanland im Juni ermordeten israelischen Jugendlichen gibt es offenbar keinen Hinweis auf eine Verstrickung der Hamas-Führung. Die »New York Times« veröffentlichte am Freitag Dokumente zur Anklage des Drahtziehers Hussam Kawasme, die am Vortag vor einem israelischen Militärgericht erhoben worden war. Demnach gebe es bisher keinen Beweis, dass die Führungsriege der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas die Entführung befohlen oder vorab von ihr gewusst hätte. Die Tat sei zwar mit Geldern aus Gaza finanziert, aber von einer lokalen Hamas-Zelle im Westjordanland geplant und ausgeführt worden.

Die Teenager waren Mitte Juni im Westjordanland entführt und später tot aufgefunden worden. Israel hatte die radikal-islamische Hamas beschuldigt, hinter den Morden zu stehen. Zahlreiche Mitglieder der Palästinenserorganisation waren daraufhin verhaftet worden. In einem Interview Ende August hatte Hamas-Chef Chaled Maschaal zwar zugegeben, dass Angehörige der Organisation an der Tat beteiligt gewesen seien. Ranghohe Hamas-Mitglieder seien aber nicht involviert gewesen.

Laut »New York Times« verteidigt die israelische Regierung ihr Vorgehen. Die Hamas-Führung habe dazu aufgerufen, Israelis zu entführen, zitiert die Zeitung einen ungenannten Regierungsbeamten. Agenturen/nd

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