»Vegan muss nicht nur fade schmecken«

Ein veganer Essensstand hat den »Streetfood Oscar« in New York gewonnen

  • Simon Broll, New York
  • Lesedauer: 3 Min.
Falafel oder Burrito, Burger oder Empanada? Auf Governors Island vor Manhattan sind die besten Straßenessensverkäufer gegeneinander angetreten. Der Hauptpreis ging an einen veganen Stand.

Noch bevor der erste Besucher an den bunten Essensständen steht, macht Ariel Barbouth schon Werbung für seine Leckerbissen. Mit einem Korb Croissants läuft er zu den Menschen, die auf Governors Island vor Manhattan darauf warten, auf das Freiluftgelände zu gelangen. Barbouth ist einer von fünf Nominierten für den »Vendy Cup«, die wichtigste Auszeichnung für Straßenessen in New York.

Seit rund zehn Jahren wird der »Food Oscar« verliehen. Die Gewinner können sich auf Zeitungsinterviews und TV-Auftritte freuen. Das ist wichtig bei rund 3000 mobilen Imbissen in der Stadt. Deshalb lässt Barbouth seinen Charme spielen. »Hier eine kleine Stärkung, den Rest bekommt ihr gleich drinnen«, sagt der 40-Jährige und streckt zwei Frauen den Korb entgegen. Auf dem Gelände bereiten Mitarbeiter seines Ladens gebackene Empanadas vor, sogenannte Nuchas. Mit den gefüllten Teigtaschen aus Argentinien gelangte Barbouth in die Endrunde. Nun hofft er auf den Sieg.

Als der Platz freigegeben wird, stürmen die Besucher zu den 24 Essensständen. Viele haben an diesem Vormittag noch nicht gefrühstückt. Nun gibt es Donuts mit Hibiskus-Glasur, gegrilltes Rind koreanischer Art im Teigmantel und Falafel zu essen.

Währenddessen schaut Sean Basinski mit einem Lächeln dem Treiben zu. Der Jurist hat die Auszeichnung ins Leben gerufen. Damals, 2005, wurde das Wettkochen noch in einer kleinen Garage in Manhattan ausgetragen. Diesmal sind rund 2500 Besucher nach Governors Island gekommen. Jeder von ihnen hat mindestens 90 Dollar (etwa 70 Euro) Eintritt gezahlt. Der »Vendy Cup« gilt als wichtigste Sammelaktion des Streetfood Projects, dessen Vorsitzender Basinski ist. Die Organisation setzt sich für die Rechte der Essensverkäufer ein.

Das Verbindende: Die Köche haben keinen festen Verkaufsort, sondern bieten ihre Speisen in Karren, Zelten oder Campingwagen an. »Streetfood ist das demokratischste Essen, das man sich vorstellen kann«, sagt Basinski. »Die Menschen entscheiden, was ihnen schmeckt. Und anders als im Restaurant können sie direkt ihre Meinung sagen.«

Deshalb werden die Wettkämpfer von den Bürgern selbst nominiert. Der Sieger des ersten Wettbewerbs 2005 war »Hallo Berlin«, ein Hot-Dog-Stand des Deutschen Rolf Babiel. Nach dessen Tod hat Sohn Peter das Erbe übernommen und brät nun an einem Straßenkarren Würste. »Ich wollte meinem Vater die Ehre erweisen, zum Zehnjährigen nochmals mitzumachen«, sagt er. Mittlerweile hat »Hallo Berlin« zwei Restaurants in der Stadt. »Die Vendy Awards waren hilfreich dabei, uns noch bekannter zu machen.«

Diesmal geht der Hauptpreis aber an einen veganen Essensstand: Der US-Amerikaner Adam Sobel und seine Firma »Cinnamon Snail« schaffen es auf den ersten Platz. Der 32-Jährige war die letzten Male bereits in Nebenkategorien erfolgreich, 2013 wurde sein veganer Donut als bestes Dessert ausgezeichnet. Diesmal überzeugt er mit fleischlosen Hamburgern. »Der Cup ist ein Beweis dafür, dass veganes Essen nicht nur fade schmecken muss«, sagt Sobel glücklich, als er den Pokal entgegennimmt. dpa

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