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Schwarze Kasse

Kabbalistik statt Kameralistik im Parlament wie im Alltag

  • Mike Mlynar
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn im Deutschen Bundestag der Staatshaushalt beraten wird, dann schlägt nicht die Stunde der Kameralistiker, sondern die der Kabbalistiker. Da werden die Milliarden nur so aus dem einen Ärmel hervor und aus dem anderen hinaus gezaubert. Je nach Wählerklientel der jeweiligen Vortragenden. Was für sie eine leichte Sache ist, denn es ist ja nicht ihr Geld, um das es hier geht. Und die Währung der Politik heißt bekanntlich ohnehin »Wählerstimme« und nicht »Euro«.

Ein besonderes Exempel lieferte jüngst der Bundesfinanzminister (Schäuble, CDU). Bei einem Gesamtetat von 300 Milliarden Euro werde es für 2015 erstmals seit 1970 keine Neuverschuldung geben. Für ihn wäre dies, neben der Rettung des Euro, der größte Leistungsausweis im Amt. Der Oppositionsführer im Bundestag (Gysi, LINKE) warf dem Ressortchef indes vor: »Für ein sehr zweifelhaftes Denkmal verzichten sie auf alles, was Zukunft ausmacht.«

Was und wie auch immer: Bei einem Gesamtschuldenstand der Bundesrepublik von 1281 Milliarden (!) Euro dürfte die Gefahr, dass Gläubiger mit dem Gerichtsvollzieher drohen, ohnehin erst in 100 Jahren gebannt sein - so auch Nachfolger des derzeitigen Finanzministers an ihren Denkmälern basteln. Aber noch ein weiteres: Das »Handelsblatt« (9.9.14) errechnete, dass dem derzeitigen Sparziel eine Etatdeckungslücke etwa 3,5 Milliarden entgegen steht. Wahrscheinlich also verfährt der Finanzminister so wie im folgenden Beispiel der Kellner:

Drei Freundinnen treffen sich in einem Café und bezahlen am Ende 60 Euro. Als der Kellner zur Kasse zurück kommt, verweist ihn seine Chefin darauf, dass er fünf Euro zu viel berechnet hat und schickt ihn mit fünf Euro hinter den Damen her. Der Kellner gibt aber nur jeder der Frauen je einen Euro und behält zwei für sich. Womit also nunmehr jede der Freundinnen nicht 20, sondern nur noch 19 Euro bezahlt hat - was zusammen 57 Euro macht. Zählt man da noch die zwei Euro, die der Kellner behalten hat, hinzu, kommt man lediglich auf 59 Euro. In welcher schwarzen Kasse ist der eine Euro abgeblieben?

Lösung Sie bitte per Post (Kennwort »Denkspiel«) oder als Mail an spielplatz@nd-online.de. Einsendeschluss ist der 1. Oktober. Absender nicht vergessen, denn wir losen wie stets einen Buchpreis aus!

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Denkspiellösung

Am 27./28. September sollten Sie einer schwarzen Kasse auf die Spur kommen. Bei ganzen drei von 54 Einsendungen klappte das nicht ganz. Gewinner per Los wurde Reinhard Bormann aus Neubrandenburg. Er holte für die Lösung etwas weiter aus:

»Die drei Hübschen bezahlten also zusammen 57 € (60/3 minus 1 x drei = 57 ). Das «Restaurant bekam» 55 € (60 minus 5) plus die« geklauten» 2 € = 57 €! Es wäre falsch, das «schwarze Trinkgeld» des Kellners den drei Damen als bezahlt zu zurechnen; diese wussten ja absolut nichts vom Betrug des Kellners, und es ist ja in den 57 € enthalten! - Aber Schäuble wusste, das Draghi und Monti bei Goldman Sachs die Aufgabe hatten, den Euro zu vernichten und Ersterer ist heute der Chef der EZB. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...«

Herr Bormann erhält den Roman »Die Umkehrung der Liebe« von Maria Paola Colombo, Karl Blessing Verlag, München, 2013.

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