Werbung

Neuer Fall Gammy in Australien

Paar soll einen Zwilling zurückgelassen haben

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach Baby »Gammy« gibt es in Australien einen neuen Skandal. Am Mittwochabend berichtete der Sender ABC von einem erneuten Missbrauchsfall im Geschäft mit der Leihmutterschaft. Nach Recherchen des Senders soll ein australisches Paar bereits 2012 einen seiner Zwillinge verstoßen und in Indien zurückgelassen haben. Die Eltern wollten nur eines der Kinder mitnehmen und erklärten ihre Entscheidung nach Aussagen der Familienrichterin Diana Bryant mit dem Geschlecht des Kindes. »Sie hatten bereits ein Geschlecht und wollten das andere Kind nicht«, sagte Bryant der ABC. »Ich weiß nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen war.«

Der oberste Richter am australischen Bundesgerichtshof, John Pascoe, hat nun eine nationale Untersuchung zum Thema Leihmutterschaft angeregt. Bisher gebe es keine geeignete Rechtsprechung dazu. »Ich habe Sorge, dass dieses Thema nicht die Aufmerksamkeit erfahren hat, die es verdient«, sagte er dem Sender.

Bereits im August geriet das Thema Leihmutterschaft und das florierende Geschäft, das einige asiatische Länder mit dem Thema machen, in Australien in die Debatte. Damals kam das Schicksal des kleinen Jungen Gammy ans Tageslicht, der mit Down Syndrom geboren wurde. Er soll angeblich wegen seiner Behinderung von seinen biologischen Eltern bei der thailändischen Leihmutter zurückgelassen worden sein, während die Eltern nur die gesunde Zwillingsschwester des Jungen mit nach Australien genommen hatten. Der Fall rief damals weltweit Empörung hervor.

Thailands Regierung verschärfte nach dem Fall die Regulierungen zum Thema Leihmutterschaft empfindlich. In Australien zeigte der Fall weitere Gesetzeslücken auf, nachdem Medien herausfanden, dass der biologische Vater Gammys wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs im Gefängnis gewesen war. Viele Australier stellten in Frage, ob der Mann unter moralischen und ethischen Gesichtspunkten überhaupt ein Kind über eine Leihmutter hätte bekommen dürfen.

Die Diskussion wurde extrem emotional geführt, vor allem nachdem die Eltern sich in einer Fernsehsendung zu Wort meldeten und versuchten, ihre Unschuld zu beteuern. Beim Sender »Channel 9« behauptete der Vater, dass er und seine Frau den Jungen mitnehmen wollten, die Leihmutter ihn aber nicht herausgegeben habe. Sie würden ihren Sohn sogar sehr vermissen, behauptete der Vater. Außerdem beschwor der Australier, dass seine kleine Tochter trotz seiner Vergangenheit als Kinderschänder in sicheren Händen bei ihm sei. Seit seinem Gefängnisaufenthalt habe er keine derartigen sexuellen Bedürfnisse mehr.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal