Facetten von Zwangsarbeit

Tagungsnotizen

  • Jürgen Hofmann Foto: doc.Heintz
  • Lesedauer: 2 Min.

Über 70 Teilnehmer hatten sich Ende September für die Jubiläumskonferenz der Internationalen Tagung der Historiker und Historikerinnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen in Linz eingetragen. Im 50. Jahr hielt man sich aber nicht bei Bilanz und Rückblick auf. Die Formen von Zwangsarbeit von 1850 bis zur Ggenwart standen im Focus. Den Auftakt gab Michael Zeuske (Köln) mit einem globalhistorischen Blick auf das Thema Sklaverei. Sechzehn Vorträge beleuchteten Zwangsarbeit in Landwirtschaft und Industrie, Zwang in der Sexarbeit, Arbeit als staatliche Strafmaßnahme, unfreie Arbeit im »freien Kapitalismus« sowie nationale und internationale Versuche, unfreie Arbeit zu regulieren.

Bedauerlicherweise kam das Thema Zwangsarbeit im Ersten und Zweiten Weltkrieg nur in wenigen Referaten und teils in der Diskussion vor. Die Jubiläen beider Kriege hätten da mehr erwarten lassen. Als erschöpfend erforscht können diese Gebiete sicher nicht gelten. Auch die Verknüpfung mit der Arbeiterbewegung ließ Wünsche offen.

Dies galt nicht für die öffentliche Podiumsdiskussion im Wissensturm der Stadt Linz. Hier demonstrierten Gewerkschaftsvertreter am Beispiel aktueller Projekte, wie ganz praktisch und mit Erfolg in die Debatte um Zwangsarbeit in der Gegenwart eingegriffen werden kann.

Der René-Kuczynski-Preis für 2014 ging an Matthias Judt (Potsdam) für seine Untersuchung zum Bereich Kommerzielle Koordinierung in der DDR, der seit 1989 stigmatisiert wurde. Die sachkundige und quellengestützte Analyse räumt mit Legenden auf und ermöglicht so einen wissenschaftlich fundierten, kritischen Blick auf die KoKo.

Die Generalversammlung der ITH wählte Susan Zimmermann (Wien/Budapest) zu ihrer neuen Präsidentin. Die habilitierte Historikerin lehrt an der Central European University in Budapest. Als Generalsekretär wurde Lukas Neissl (Wien) bestätigt. Für gewöhnlich folgt jeder Tagung ein Protokollband, doch ist bis jetzt noch nicht der von der vorjährigen Konferenz fertig gestellt. Die Tagung im nächsten Jahr wird sich dem Thema »Arbeit, informelle Arbeit und Nicht-Arbeit« zuwenden. Tagungsort wird Berlin sein. Kooperationspartner ist die Humboldt-Universität. Jürgen Hofmann

Foto: doc.Heintz

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