Im Zaun hängengeblieben
Nur drei von 300 Flüchtlingen überwinden Zaun zu Exklave Melilla - sie sollen wegen Körperverletzung und Widerstand angeklagt werden
Madrid. Sechs Meter hohe Zäune, dreifach gestaffelt. Kleinmaschig und so scharfkantig, dass kein Finger daran Halt findet - für europäische Bürger eine mittlerweile ungewohnte Form der Grenzsicherung. An den Außengrenzen der EU ist diese aber Normalität. Trotzdem versuchen immer wieder Flüchtlinge, dieses stahlgewordene Abschreckungsregime der Europäischen Union zu überwinden: Die beiden spanischen Gebiete Melilla und Ceuta haben die einzige Landgrenze zwischen der EU und Afrika.
Rund 300 afrikanische Flüchtlinge haben am Mittwoch versucht, über die marokkanisch-spanische Grenze in die EU zu gelangen. Wie die spanischen Behörden mitteilten, stürmten sie die sechs Meter hohe Grenzanlagen zwischen Marokko und der spanischen Exklave Melilla. Etwa 140 Flüchtlinge blieben demnach in einem Gitterzaun aus drei Schichten hängen, wo marokkanische Polizisten sie nach einigen Stunden festnahmen. Die Behörden warfen den Flüchtlingen »ungewöhnliche Gewalt« vor. Ihnen zufolge wurden fünf spanische Polizisten und fünf Flüchtlinge verletzt. Nur drei Menschen gelangten in die spanische Enklave. Sie sollen wegen Körperverletzung und wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angeklagt werden.
Die Grenzbefestigungen wurden in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut, die Grenze ist mit Bewegungsmeldern und Nachtsichtgeräten überwacht. Schätzungen gehen davon aus, dass sich in der Nähe der Grenzanlagen auf marokkanischen Boden bis zu 30 000 Flüchtlinge aufhalten. Den marrokanischen Behörden wird von verschiedenen Hilfsorganisationen immer wieder vorgeworfen, Flüchtlinge in südliche Nachbarländer abzuschieben oder sie gar in der Wüste auszusetzen. stf/mit Agenturen
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