Korrupt

Ex-Bankia-Chef Rodrigo Rato erwartet ein weiteres Gerichtsverfahren.

  • Ralf Streck
  • Lesedauer: 2 Min.

16 Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Tage fordert der Nationale Gerichtshof in Spanien als Sicherheit von den beiden Ex-Chefs der abgestürzten Bankia-Bank, Miguel Blesa und Rodrigo Rato. Letzter wurde international bekannt, weil er von 2004 bis 2007 dem Internationalen Währungsfonds vorstand. Die beiden Konservativen stürzten über den »Selbstbedienungsskandal«. Sie hatten sich und weitere 84 Führungsmitglieder mit Kreditkarten ausgestattet, mit denen unkontrolliert Geld am Automaten abgehoben oder Rechnungen bezahlt werden konnten. Die Ausgaben von insgesamt 15,5 Millionen Euro wurden wohl bewusst unter Ausgaben aus Computerfehlern versteckt. Die Ermittler glauben, dass Rato und Blesa über die Karten Nachsichtigkeit angesichts ihrer Misswirtschaft erkauften. Nicht nur Konservative, auch Gewerkschafter, Sozialdemokraten und Linke griffen zu - steuerfrei.

Für den 1949 in Madrid geborenen Rato wird es nun eng. Seine Volkspartei (PP) prüft gerade den Rauswurf des einstigen stellvertretenden Generalsekretärs. Es hilft Rato auch nichts mehr, dass er von 2000 bis 2004 Wirtschaftsminister und Vizeministerpräsident Spaniens war. Bisher schützte die PP den verheirateten Vater von drei Kindern. Das ging sogar so weit, dass der derzeitige Wirtschaftsminister Luis de Guindos seinen Kumpel im Sommer vor den internen Bankia-Untersuchungen warnte. Der designierte Eurogruppenchef drängte Rato, das Geld zurückzuzahlen, bevor der Skandal platzt. Das tat Rato.

In einem nicht so von Korruption zersetzten Land wäre der in den USA ausgebildete Ökonom längst abgesägt worden. Schließlich waren die Bücher der Bank, deren Führung Rato 2010 übernahm, gefälscht. Statt einem knappen Gewinn wiesen sie 2012 ein Loch von 19 Milliarden Euro aus. Rato musste zurücktreten und Spanien wurde Rettungskandidat. EU-Hilfsgelder in Höhe von 41 Milliarden Euro mussten beantragt werden, 23 Milliarden flossen allein in Bankia. Das neue Verfahren kommt nun zu den laufenden wegen Bilanzfälschung, Veruntreuung, etc. hinzu.

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