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Di Matteo mit Debütsieg

Nach Schalkes 2:0 gegen Hertha prügeln sich Fans

  • Emanuel Reine, Gelsenkirchen
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach seinem gelungenen Einstand bei Schalke 04 erhielt Roberto Di Matteo in der Kabine ein Sonderlob. »Ich habe den Trainer in den Arm genommen und gesagt: Toll, super!«, sagte Klubboss Clemens Tönnies nach dem 2:0 gegen Hertha BSC. Die turbulenten vergangenen Wochen mit der Entlassung von Jens Keller scheinen seit Samstagabend vergessen. Die Welt auf Schalke ist vorerst wieder in Ordnung.

Zu verdanken war dies vor allem der guten defensiven Struktur im Spiel der Königsblauen. Die Handschrift und Philosophie Di Matteos war bereits zu erkennen. »Ich war mit der Ordnung sehr zufrieden«, sagte der 44-jährige Italo-Schweizer nach seinem Bundesligadebüt. Besonders auffällig war, wie stark die Außenspieler Julian Draxler und Eric Maxim Choupo-Moting in die Abwehraufgaben eingebunden wurden.

Das Defensivspiel gilt als Steckenpferd Di Matteos. 2012 gewann er mit dem FC Chelsea mit Glück und einer Mauertaktik das Finale in der Champions League bei Bayern München. Und auch auf Schalke legte Di Matteo den Fokus zunächst auf den Abwehrbereich. »Ich bin hier seit zehn Tagen. Es ist wichtig, dass man irgendwo anfängt. Ich habe von hinten angefangen, denn ich glaube, diese Mannschaft braucht das«, sagte Di Matteo mit Blick auf die zwölf Gegentore in der Bundesliga.

Sein Plan funktionierte. Dafür erhielt er Lob von vielen Seiten. »Er weiß, was er will. Er macht alle taktischen Sachen vor«, sagte Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, der die Schalker Führung erzielt hatte (19.). Auch der wiedergenesene Kapitän Benedikt Höwedes, der in der Innenverteidigung mit einer guten Leistung für Stabilität sorgte, meinte: »Er versucht, mit strukturiertem Training viel Ordnung in die Mannschaft zu bekommen.«

Dennoch wartet auf den neuen Schalker Übungsleiter noch viel Arbeit. In der ersten Halbzeit ließ Schalke die Berliner über die rechte Seite immer wieder zu Möglichkeiten kommen. In der Offensive glänzte man selbst nur vereinzelt, auch weil Kevin-Prince Boateng als Spielmacher nach gutem Beginn deutlich nachließ. »Wir haben heute sicher kein Offensivfeuerwerk abgebrannt«, sagte Draxler, dessen Tor zum 2:0 auch einem Stellungsfehler von Herthas Kapitän Fabian Lustenberger zu verdanken war (65.). »Es ist klar, dass wir uns in der Offensive verbessern müssen«, betonte Sportvorstand Horst Heldt. Dies gilt bereits beim richtungweisenden Gruppenspiel in der Champions League am Dienstag gegen Sporting Lissabon.

Verbessern muss sich die Berliner Hertha in allen Mannschaftsteilen, vor allem aber in der Durchschlagskraft. »Heute war Schalke zwei Tore besser. Wir haben es nicht geschafft, hier etwas Zählbares mitzunehmen«, sagte Trainer Jos Luhukay. Nach der vierten Saisonniederlage muss sich Hertha in der Tabelle nach unten orientieren. Ein Sieg gegen den Hamburger SV am kommenden Samstag ist Pflicht.

Die gute Stimmung in der Arena auf Schalke wurde durch eine wüste Massenschlägerei der verfeindeten Fans nach dem Spiel getrübt. Zwölf Polizisten wurden verletzt. Wie die Polizei mitteilte, hatten zunächst Schalke-Anhänger vor dem Hauptbahnhof die Polizei mit Böllern und Flaschen beworfen. Als kurz darauf der Berliner Buskonvoi am Bahnhof hielt, kam es zwischen den Fans zu einer wilden Prügelei. Dabei wurden Geschäfte, Lokale, der Bahnhof und Polizeiautos beschädigt. Drei Polizisten mussten im Krankenhaus behandelt werden. Ein Randalierer wurde festgenommen.

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