Werbung

Berlin, du Schmonzette

MEINE SICHT

  • Marlene Göring
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit gestern geht Berlin um die Welt. In 30 Sekunden, auf CNN und zu sehen unter anderem in Europa und Afrika, in Nordamerika und in Asien. Die Tourismusagentur visitBerlin und die Kampagne »beBerlin« haben in einem Imagefilm das zusammengestellt und auf dem internationalen Nachrichtensender geschaltet, was die Hauptstadt ausmacht. Und es is’ auch allet drin: Menschen, die über Mauern klettern, Trabis und die Hochhäuser am Potsdamer Platz, Mauerspechte und Checkpoint Charlie, Fernsehturm, Oberbaumbrücke, ganz viel Graffiti. Unterlegt, natürlich, mit Techno, dem wichtigsten Exportschlager Deutschlands gleich nach dem Oktoberfest. Damit die Touristen auch genau wissen, wieso sie eigentlich nach Berlin kommen sollen, möglichst jetzt, zum 25. Jubiläum des Mauerfalls.

Der Clip ist also eine riesige Schmonzette. So sehen PR-Profis diese Stadt. Die Erfolgsstory Mauerfall bedient sich freimütig selbst noch an den Insignien der DDR. Zum Beispiel in Form von Ampelmännchen, die aktuelle Debatten und alte Wunden der Stadt weglächeln lassen. Alles verschmilzt in einem einzigen Kult-Eintopf, in dem alles Platz hat und alles reinkommt, was cool ist. Mit Vorliebe die Dinge, für die die Stadt sonst nichts übrig hat: Straßenkunst, Musik, Graswurzelbewegungen - wie auch die Demokraten der DDR mal eine waren. Die Menschen machen Berlin, und die brauchen kein Image. Ein Bild, wie es in Berlin ohne all die »Kreativen« überall aussehen würde, zeigt die letzte Szene: Der Potsdamer Platz von oben, nach Büroschluss, menschenleer.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal