nd-aktuell.de / 01.11.2014 / Politik / Seite 6

Chaos in der Assange-Partei

Wikileaks-Gründer nimmt Rücktritte im australischen Wahlkampf auf sich

Von seinem Asyl in einer Londoner Botschaft aus lässt sich die Wikileaks-Partei von Julian Assange schwer führen. Kurz vor der Parlamentswahl am 7. September herrscht Chaos.

Kaum einen Monat nachdem Julian Assange per Internet in seinem Heimatland Australien die Wikileaks-Partei gegründet hat, steckt die in einer Krise. Mehrere Mitglieder traten am Mittwochabend unter Protest aus. Der Grund: Die Partei hatte in einigen Bundesstaaten bei den Wahlempfehlungen rechten und nationalistischen Parteien den Vorrang vor den Grünen eingeräumt.

Wikileaks bezeichnete die Bevorzugung der radikalen Parteien als einen »Fehler« und kündigte eine unabhängige Revision an. öDie Australier sind am 7. September zu den Urnen gerufen. Sie können dabei die Kandidaten der Parteien nach ihren Präferenzen durchnummerieren. Die meisten Parteien geben dafür Vorschläge ab.

Unter den insgesamt sieben Rücktritten ist die prominente Ethikerin Leslie Cannold, die für den Bundesstaat Victoria kandidierte und Julian Assange im Senat ersetzt hätte, falls dieser seinen Sitz gewinnen sollte, aber die ecuadorianische Botschaft in London nicht verlassen kann. Auch der Mathematiker Daniel Mathews, ein Freund von Assange noch aus Universitätszeiten, legte sein Amt aufgrund des Fiaskos um die Präferenzen nieder.

Mathews machte in seinem Rücktrittsschreiben Julian Assange persönlich verantwortlich für das Chaos. Der Parteirat habe sich in den vergangenen Monaten wöchentlich getroffen und bis zum vergangenen Freitag habe Assange nur an einem einzigen Meeting teilgenommen. »Natürlich hat er eine Menge wichtiger Dinge um die Ohren. Und Ed Snowden zu helfen, ist sicherlich wichtiger als die Besprechung eines Parteirates«, so Mathews. Dennoch hätte sich Assange stärker engagieren müssen, vor allem wenn »es sich um die eigene Partei handelt und man in einer Botschaft festsitzt, die ein Telefon hat«.

Julian Assange nahm in einem Interview mit dem australischen Sender ABC dann auch die Schuld für das Debakel auf sich. »Ich sehe die Probleme als Folge zu vielen Delegierens.« Er habe versucht, einen Neun-Stunden-Zeitunterschied von London aus zu überwinden und sich ganz auf den Fall von Whistleblower Edward Snowden konzentriert, da es dabei darum ging, »das Leben eines jungen Mannes zu retten«. Assanges Mutter Christine nahm ihren Sohn in einer Twitter-Nachricht in Schutz: »Wikileaks’ Grundprinzipien sind nicht links oder rechts«, schrieb sie. Wer dies nicht verstehe, der werde von den eigenen Fehleinschätzungen desillusioniert.

Sollten sich die Präferenzen für die rechtsgerichteten Parteien bei der Wahlkommission nicht mehr korrigieren lassen, werde die Wikileaks-Partei eine Wahlkarte für ihre Unterstützer ausgeben, die die »wahren Präferenzen« beinhalte, schrieb die Partei auf ihrer Webseite. Julian Assange wird dort mit den Worten zitiert: »Wir sind eine neue Partei, die aus hart arbeitenden Menschen besteht, die ihre Zeit zur Verfügung stellen, und keine Karrierepolitiker sind.« Das sei jedoch keine Entschuldigung. »Wir können und werden es besser machen.« Trotzdem ist das Image der Organisation nach dem Chaos um die Präferenzen angekratzt. Schließlich sind die Partei-Prinzipien eigentlich Transparenz, Verantwortung und Gerechtigkeit. l iustie consendip et nim volobore modoloreet ip enis alit.