Wissen und Wertschätzung

Stefan Otto über die Bedingungen von Altersteilzeit und Teilrente

Fast alle reden von der Rente mit 67, die Chemiegewerkschaft IG BCE nicht. Sie wagte einen neuen Vorstoß zu einer Arbeitszeitverkürzung für ältere Beschäftigte. Der Vorschlag sieht ein schrittweises Herunterfahren der Arbeitszeit vor, beginnend mit dem 60. Lebensjahr, fortgesetzt im 63. Lebensjahr. Die Arbeitsbelastung würde damit reduziert, der Übergang in den Ruhestand geschähe fließend. Den Bedürfnissen von älteren Beschäftigten mit nachlassenden Kräften käme eine solche Regelung vielfach entgegen.

Ob der Vorschlag aber tatsächlich eine Perspektive sein kann, kommt sehr auf die Bedingungen an, unter denen diese Altersteilzeit gestaltet wird. Was bringt es nämlich, wenn die Älteren zwar kürzer treten dürfen, dafür aber empfindliche Abschläge bei der Rente hinnehmen müssen, wie es die Teilrente derzeit vorsieht? Nicht viel. Nur wenige Beschäftigte reduzieren daher bislang die Arbeitszeit in den Jahren vor dem regulären Eintritt in die Rente.

Die Chemie-Gewerkschaft fordert daher neben der Zahlung einer Teilrente auch einen Lohnausgleich, um die Einbußen für die Beschäftigten zu minimieren. Das erscheint angemessen. Denn wenn die Unternehmen angesichts des Fachkräftemangels das Wissen der Älteren zunehmend wiederentdecken, dann sollte die Arbeit der Älteren auch wertgeschätzt werden.

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