nd-aktuell.de / 06.11.2014 / Sport / Seite 19

»Die Jungs müssen etwas beweisen«

9. nd-Schachgala: Elisabeth Pähtz und Walentina Gunina freuen sich auf ihre männlichen Herausforderer am Donnerstag

René Gralla
Eine Konstellation, die Interesse weckt: Erstmals seit 2006 spielen bei der nd-Schachgala Frauen gegen Männer.

Sie kommen mit einer Traumquote zur 9. nd-Schachgala: Elisabeth Pähtz hat das Turnier schon viermal gewonnen, ihre russische Kollegin und amtierende Europameisterin Walentina Gunina, mit der die gebürtige Erfurterin am heutigen Donnerstag ein Team gegen ein ehrgeiziges männliches Nachwuchsgespann bildet, ging in den beiden vergangenen Jahren als Erste durchs Ziel. Beide zusammen haben also bislang 75 Prozent der Titel abgeräumt. Entsprechend optimistisch sieht Pähtz dem Wettkampf am Franz-Mehring-Platz entgegen: »Unsere Chancen stehen ganz gut«, sagt die 29-Jährige im nd-Gespräch.

Unbestreitbar sei die diesjährige neunte Ausgabe des Turniers »das bislang stärkste Duell«, so die Einschätzung von Elisabeth Pähtz, aber gerade das mache für sie den Reiz aus. Die ohnehin stets spannende Atmosphäre während der Schachgala bekommt durch den neuen Modus einen Extrakick. Schließlich verwandelt sich der Münzenberg-Saal im nd-Verlagshaus ab 15 Uhr zum ersten Mal in den Schauplatz eines brisanten Duells zwischen den Geschlechtern. Die weiblichen Topstars Gunina und Pähtz werden vom 17-jährigen Internationalen Meister Dennis Wagner und dem gleichaltrigen Matthias Blübaum, der auf dem nächsten Kongress des Weltschachbundes FIDE zum Großmeister ernannt wird, herausgefordert

Diese Konstellation wecke besonderes Interesse in der Öffentlichkeit, urteilt Elisabeth Pähtz. Und dankt an dieser Stelle der Tageszeitung neues deutschland ausdrücklich dafür, dass sie »in den letzten neun Jahren mehr als nur unter Beweis gestellt hat, dass sie ein wahrer Förderer des Frauenschachs ist«.

Das Elo-Rating aller Beteiligten im gemischten Viererpack liegt auf annähernd gleichem Niveau. Trotzdem vermutet Pähtz, dass die Männer mit einem Handicap ins Rennen gehen. Denn »die beiden Jungs« stünden wohl unter einem gewissen Druck, sich und anderen etwas beweisen zu »müssen«. Zudem weiß sie die stets kompromisslos agierende Walentina Gunina an ihrer Seite. Die 25-jährige Russin ist eine Kämpferin, wächst unter Druck über sich hinaus. Das hat sie erst vor wenigen Monaten bewiesen, als sie im bulgarischen Plovdiv die Europameisterschaft gewann. Obwohl die Konkurrenz nicht schlief und die Lage oft kritisch wurde, habe sie konsequent versucht, »die Ruhe zu bewahren«. Das sei ihr Erfolgsrezept gewesen, sagte Walentina Gunina damals nach der Siegerehrung.

Keine Panik, einfach cool bleiben: Das passt eben zu einer Frau, die an einem Februartag in Murmansk nördlich des Polarkreises geboren worden ist. Kein Ort für schwache Herzen. Aus Sicht von Gunina könnte das Rendezvous mit den deutschen Schachjungs ein kuscheliger Nachmittag am Brett werden.

  • 15.00 Uhr Eröffnung & Auslosung
  • 15.15 Uhr Schnellschach (2 Partien) »Königinnen gegen Prinzen«
  • 17.30 Uhr Mädchen-Simultan
  • 18.45 Uhr Blitzschach (4 Partien) »Königinnen gegen Prinzen«
  • 19.30 Uhr Doppel (1 Partie) »Königinnen gegen Prinzen«