nd-aktuell.de / 08.11.2014 / Politik

300.000 Bewerber ohne Ausbildungsplatz

DGB schlägt Alarm: 170.000 Jugendliche in »Warteschleifen« - in der offiziellen Statistik tauchen nicht alle auf / Bericht: SPD plant Reform der Minijobs

Berlin. In der Bundesrepublik sind nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) derzeit knapp 300.000 junge Menschen ohne Lehrstelle. Trotz robuster Konjunktur und günstiger Demographie sei die Anzahl der Bewerber ohne Ausbildungsplatz in diesem Jahr auf 288.308 gestiegen, zitierte die »Passauer Neue Presse« aus einem DGB-Papier. In der offiziellen Statistik würden nicht alle Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchten, als Bewerber gezählt, hieß es in dem Bericht. So befänden sich derzeit allein rund 170.000 Jugendliche in »Warteschleifen« und absolvierten Praktika oder berufsvorbereitende Maßnahmen.

Die Bundesanstalt für Arbeit hatte die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz Ende Oktober mit fast 21.000 angegeben, was 3,7 Prozent entspreche. DGB-Vizechefin Elke Hannack forderte als Konsequenz eine Stärkung der dualen Berufsausbildung. Notwendig seien mehr betriebliche Arbeitsplätze sowie eine schnelle Anschlussregelung für den in diesem Jahr auslaufenden Ausbildungspakt.

Derweil plant die SPD laut einem Bericht der »Bild«-Zeitung eine umfassende Reform der Minijobs. Arbeitgeber sollten künftig vom ersten Euro an die vollen Sozialbeiträge entrichten müssen, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Paschke dem Blatt. Um Altersarmut zu vermeiden, sollten auch Minijobber den vollen Sozialversicherungsschutz genießen. SPD-Fraktionskollegin Gabriele Hiller-Ohm bezeichnete den Anstieg der 450-Euro-Jobs in den vergangenen Jahren als »besorgniserregend«. Ziel der SPD sei eine Arbeitsvertrags-Pflicht für Minijobber »mit den grundlegenden tariflichen Ansprüchen«.

Vom Koalitionspartner kam allerdings Ablehnung. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke sagte der »Bild«-Zeitung, derzeit gebe es »keinen akuten gesetzgeberischen Handlungsbedarf« bei den Minijobs. Als Minijobs werden Beschäftigungsverhältnisse mit einem Monatsgehalt von zurzeit bis zu 450 Euro bezeichnet. Bis zu dieser Grenze müssen keine Steuern und Beiträge zur Sozialversicherung gezahlt werden. Die Minijobber haben dann aber auch keinen eigenen Sozialversicherungsschutz. Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag angekündigt, Minijobber besser über ihre Rechte zu informieren und den Übergang in reguläre, sozialversicherungspflichtige Jobs zu erleichtern. Die Zahl der Minijobber stieg laut Bundesarbeitsministerium im vergangenen Jahr um 77.000 auf 7,65 Millionen. AFP/nd