Hobby-Archäologen wegen Pyramidenklaus verurteilt

Ein ägyptisches Gericht verhängt Haftstrafen von fünf Jahren gegen drei Deutsche und sechs Ägypter

  • Lesedauer: 2 Min.
Deutsche Hobby-Archäologen entwenden Proben aus der größten Pyramide der Welt. Ein ägyptisches Gericht verurteilt sie nun zu fünf Jahren Haft - doch die Staatsanwaltschaft ist noch nicht zufrieden.

Kairo. In Ägypten sind drei Deutsche und sechs Einheimische zu fünf Jahren Haft für den Diebstahl von Teilen der Cheopspyramide verurteilt worden. Das Urteil habe ein Gericht in Giza am Dienstagabend gefällt, teilte einer der Zeugen des Prozesses, Osama Karar, am Mittwoch mit. Die drei Deutschen seien in Abwesenheit verurteilt worden, ihre sechs ägyptischen Helfer müssten jedoch aus der Untersuchungshaft direkt ins Gefängnis.

In dem Prozess war der Chemnitzer Hobby-Archäologe Dominique Görlitz gemeinsam mit zwei Kollegen und den ägyptischen Helfern wegen der Entnahme von Gesteinsproben angeklagt. Die Deutschen hatten im Anschluss die Proben zu Untersuchungen in die Bundesrepublik gebracht. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete den Vorgang als Diebstahl, weil ihnen eine Genehmigung fehlte. Die Angeklagten selbst behaupteten, eine Erlaubnis eingeholt zu haben. Sie waren seit Prozessbeginn nicht mehr nach Ägypten gereist.

»Das Urteil ist nicht mehr als ein politisches Exempel«, sagte Karar. Jeder der Angeklagten habe fünf Jahre Haft bekommen, »egal ob es sich um einen der Deutschen oder zum Beispiel den ägyptischen Reiseführer oder den Wachmann handelt«.

Karar, der bei den Pyramiden als Reiseführer arbeitet und sich im Altertumsschutz engagiert, sagte, die Verteidigung bereite bereits eine Revision des Falles vor. Die Anklage habe den Verurteilten vor allem die Beschädigung einer Kartusche im Inneren der Cheopspyramide vorgeworfen. »Aber das ist eine Lüge«, sagt Karas. Es gebe Videodokumentationen aus dem Jahre 2010, die die Schäden bereits zeigen. Den Deutschen war vorgeworfen worden, die Kartusche im April 2013 beschädigt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft will nach Angaben der ägyptischen Nachrichtenseite Shorouk News daher nun auch die Rolle des damaligen Antikenminister Sahi Hawass näher untersuchen. Es sei wahrscheinlich, dass er in den Vorfall involviert sei.

Das ägyptische Urteil wegen Diebstahls aus der Cheopspyramide könnte sich für einen Hobby-Archäologen aus Chemnitz auf das laufende Verfahren in seiner Heimat auswirken. »Welchen Einfluss das Urteil hat, wird der Richter nun prüfen müssen«, erklärte ein Sprecher des Chemnitzer Amtsgerichts am Mittwoch. Weil der Hobby-Archäologe Dominique Görlitz gemeinsam mit einem Kollegen Proben aus der Cheopspyramide entnommen haben soll, hatte die Staatsanwaltschaft Chemnitz im Juni einen Strafbefehl über mehrere Tausend Euro wegen Diebstahls und Sachbeschädigung beantragt. Laut Amtsgericht, das über das Verfahren entscheidet, hat Görlitz Widerspruch eingelegt. Voraussichtlich im Februar 2015 soll über den Fall verhandelt werden.

Die Cheopspyramide ist mit knapp 140 Metern die größte Pyramide der Welt. Sie wurde vor mehr als 4500 Jahren als Königsgrabmal erbaut. dpa

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