Sehr trotzig in einer sehr schweren Zeit

  • Kristina Puck
  • Lesedauer: 3 Min.
Dass die Eisbären Berlin seit 2010 erstmals nicht als Titelverteidiger in die DEL-Saison gingen, sollte Motivation sein. Die indes verflog schnell und entpuppte sich als Krise.

Stefan Ustorf beschwichtigte. Von einer prekären Situation wollte der Sportliche Leiter der Eisbären Berlin nichts wissen. »Nicht zufriedenstellend« sei das Abrutschen auf Platz elf für den Rekordmeister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zwar, prekär seien acht Niederlagen aus 15 Spielen aber nicht. »Ich mache mir keine Gedanken, dass wir da nicht wieder rauskommen«, erklärte Ustorf ein wenig trotzig.

Nach der miesen Vorsaison sollte beim langjährigen Dominator der deutschen Eishockeybranche eigentlich vieles besser werden. Wiedergutmachung und ein Platz unter den besten Vier der Hauptrunde hießen die Ziele. Der Saisonstart glückte. Und ein 7:3 vor acht Wochen gegen die Hamburg Freezers schien das zu bestätigen. Doch inzwischen steckt der Klub im Tief und steht im zweiten Duell mit den Hanseaten am Freitag in der Pflicht. »Es ist schon eine schwere Zeit«, räumte der lange verletzte Stürmer Florian Busch ein.

Die Bilanz von Jeff Tomlinson in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer liest sich nach knapp einem Drittel der Hauptrunde wie die der vergangenen Spielzeit. Damals schockte die Eisbären am Ende das Aus in der ersten Playoff-Runde. Tomlinson hat nun an der hohen Last zu knabbern und droht an den Ansprüchen zu scheitern. Nach fünf Meisterschaften verließ Don Jackson 2013 die Eisbären. Insgesamt sieben DEL-Titel seit 2005 dekorieren die Erfolgssammlung.

Noch bauen die Verantwortlichen auf den 44-Jährigen. »Wenn wir nicht hinter ihm stehen würden, wäre er nicht mehr unser Trainer«, erklärte Ustorf und appellierte an das Kollektiv: »Tatsache ist, wir müssen alle besser arbeiten.« Was ein Trainerwechsel bewirken kann, lässt sich am kommenden Gegner sehen. Die Freezers - wie Berlin im Besitz des Amerikaners Philip F. Anschutz - eilen inzwischen unter ihrem neuen Headcoach Serge Aubin von Sieg zu Sieg.

Die Selbstverständlichkeit von Erfolgen ist bei den Berliner Eisbären abhanden gekommen und mit ihr das dringend benötigte Selbstvertrauen. Diesen Mangel erklärt Tomlinson als Hauptursache der Krise. »Wenn man so viele Spiele verliert, wird es schon ernst«, meinte Busch, der aus den Länderspielen Mut schöpft: »Wenn wir gewinnen, ist das erfrischend. Die Niederlagen sind ja eine Weile her.«

Der 29-Jährige sorgt mit seiner Rückkehr nach seiner langwierigen Schulterverletzung für erhöhten Konkurrenzkampf. Mit personellen Sorgen kämpfen die Berliner seit Saisonbeginn. Wie im Vorjahr reiht sich einer nach dem anderen in eine Ausfallliste ein. Leistungsträger wie Nationalspieler Constantin Braun (Knorpelschaden im Fußgelenk) und Kapitän André Rankel (Muskelfaserriss) sind nicht so leicht zu ersetzen.

Als alleinige Entschuldigung können die Ausfälle aber nicht dienen. »Wir laden die Gegner zu oft zu Toren ein«, bekannte Tomlinson. Laut Ustorf ist die mangelnde Konstanz in der Leistung der gesamten Mannschaft ein Grund dafür, dass der siebenfache DEL-Titelträger von den vergangenen acht Partien vor der Länderspielpause nur zwei gewonnen hat. Von der Qualität ihres Kaders scheinen die Eisbären aber nach wie vor überzeugt. »Wenn wir die nächsten drei Spiele gewinnen, ist wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen«, meinte Ustorf. dpa

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