Ein Funken Hoffnung

Andreas Koristka über jähe Wendungen im Leben und die kleinen Anfänge großer Veränderungen

Neben all den schrecklichen Nachrichten, die uns täglich erreichen, gibt es auch immer wieder Lichtblicke. Diese kleinen Meldungen, die Zuversicht geben in schweren Zeiten und uns den Glauben an das Gute im Menschen zurückgeben. Zum Beispiel konnte man vor Kurzem erfahren, dass sich in den USA eine Splittergruppe des Ku Klux Klan gegründet hat. Die sogenannten Rocky Mountain Knights wollen unter ihrem Gründer John Abarr zukünftig auch Schwarze, Homosexuelle und Juden in den Geheimbund aufnehmen.

Es ist natürlich nur ein erster Schritt hin zu einem menschlicheren Antlitz der berüchtigten Vereinigung. Doch schon Konfuzius sagte, dass auch der weiteste Weg mit einem solchen ersten Schritt beginnt. Jedenfalls ist ein Anfang gemacht. Und wenn der Klan seinen Weg der gesellschaftlichen Öffnung kontinuierlich weitergeht, wird es in ferner Zukunft vielleicht kein ungewöhnliches Bild sein, dass beim Christopher Street Day eine kleine Abordnung in den traditionellen weißen Roben mitmarschiert und dass weiße und schwarze Menschen jeglicher sexueller Orientierung in harmonischer Gemeinschaft einen brutalen Lynchmord begehen.

Es ist eine erbauliche Feststellung, dass gesellschaftliche Gruppen und Vereinigungen und natürlich auch die einzelnen Menschen selbst die Möglichkeit haben, Ansichten zu überdenken und über Bord zu werfen - mögen diese auch noch so düster sein. Beispiele dafür gibt es immer wieder. Wer hätte gedacht, dass es Sozialdemokraten sein werden, die die überbordenden Sozialleistungen in Deutschland auf ein Mindestmaß reduzieren? Wer hätte zu hoffen gewagt, dass die politischen Erben der 68er Deutschland in den ersten Krieg seit 1945 schicken? Wer hätte es für möglich gehalten, dass ehemalige konformistische FDJ-Mitglieder einmal die DDR als Unrechtsstaat bezeichnen? Und das in der Funktion als demokratisch gewählte Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland!

Diese Beispiele zeigen, dass die spektakulärsten Entwicklungen möglich sind. Man kann gar nicht abschätzen, wie schnell sich destruktive gesellschaftliche Kräfte eines besseren belehren lassen: Heute kämpfen verbohrte wirtschaftsfeindliche Sozialisten noch darum, Deutschland und seine Exportwirtschaft zu zerstören. Doch schon morgen könnte die Große Koalition einsehen, wie schädlich der Mindestlohn wirklich ist und ihn gar nicht erst einführen.

Es bleibt zu hoffen, dass immer mehr politische Gruppen bereit sein werden, sich zum Positiven zu wandeln. Der Islamische Staat mag derzeit noch eine Schlächterhorde sein. Doch wer weiß, ob er in 20 oder 30 Jahren nicht ein verlässlicher Partner des Westens im Nahen Osten ist. Von den Kurden hätte das in den 1990er Jahren schließlich auch kaum jemand gedacht. Und warum sollten die heutigen Extremisten nicht in der Lage sein, neue Werte zu erringen? Zum Beispiel in Form von Öl, das sie uns verkaufen werden.

Es ist gar nicht so schwer, sich vorzustellen, wie eine deutsche Wirtschaftsdelegation in der Zukunft das Kalifat bereist und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Nationen preist. Natürlich wird längst nicht alles gut sein in der recht jungen Nation, die wohl mitunter noch etwas diffus und kopflos agieren wird. Darum wird die Ansprache der Bundeskanzlerin (das wird auch in 20 bis 30 Jahren noch Angela Merkel sein) die Bemühungen des Kalifats um mehr Mitbestimmungsrechte von Sexsklavinnen würdigen, aber trotzdem auf die immer noch bestehenden Defizite in der Menschenrechtslage hinweisen. Ganz so, wie es die Grünen im Vorfeld gefordert haben werden. Dann wird man sich zuprosten, Angela Merkel mit Sekt und Abu Bakr al-Baghdadi mit Orangensaft, und unterschreibt Wirtschaftsverträge in Milliardenhöhe.

Nur ein Traum? Mag sein. Aber vielleicht ist es bis dahin nur ein weiter Weg, der mit einem ersten Schritt begonnen werden muss.

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