The Empire Strikes Black

»Star Wars«: Farb-Verwirrungen in Hollywood

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Der zweite und bislang beste Teil der »Star-Wars«-Reihe hieß »Das Imperium schlägt zurück« (1980), auf Englisch: »The Empire Strikes Back«. Das wandelten die radikal-politischen, afroamerikanischen Hip-Hopper von Public Enemy 1991 zu ihrem Albumtitel: »The Enemy Strikes Black«. Diese Drohung an US-Rassisten ist nun endlich wahr geworden: Das erste Gesicht, das im aktuellen Trailer zum neuen »Star Wars«-Teil zu sehen ist, ist - schwarz. Der Afro-Brite John Boyega trägt eine Uniform der imperialen Sturmtruppen und sieht für zwei Sekunden geschockt in die Kamera. »Das Erwachen der Macht« soll der siebte Teil des milliardenschweren Weltraum-Unternehmens heißen. Mit dem Erscheinen des heiß erwarteten Trailers scheint aber noch etwas anderes zu erwachen: Rassismus unter Star-Wars-»Fans«.

Massenhaft fluten seit Sonntag aufgebrachte Jedi-Ritter der weißen Rasse die Internet-Foren: »Das ist nicht Star Wars - das ist der Planet der Affen«, kotzt sich einer aus, der unter den Sturmtruppen-Rüstungen bislang ausschließlich Albinos vom Ku Klux Klan vermutete. »Warum ist ein Ghetto-Crackhead die allererste Person, die wir sehen? Das ist ja ekelerregend!«, wendet eine vermutlich selber berauscht im White-Trash-Ghetto lebende Person mit der Intelligenz eines Jar Jar Binks ein.

John Boyega sah sich inzwischen genötigt, der Hass-Welle entgegenzutreten: »Get used to it!«, gewöhnt euch dran, schrieb der mit der TV-Serie »24« bekannt gewordene Schauspieler. Natürlich erhält er auch Rückendeckung: »Sie akzeptieren eine Galaxie voller Aliens, die von der ›Macht‹ beherrscht wird - und halten keinen schwarzen Mann in einer Uniform aus?«, fragt einer, während ein anderer warnt: »Wehe, der Schwarze stirbt wieder als erster.«

Am Wirbel sind die »Star-Wars«-Macher nicht unschuldig. Seit 1977 wurde keine einzige wichtige Rolle mit Afroamerikanern besetzt, am nächsten dran war noch Dee Williams als Lando Calrissian in »The Empire Strikes Back«. Da verwundert es nicht, dass die Jedi-Nazis die Space-Oper mit einem Spielplatz für Blondies wie Mark Hamill (Luke Skywalker) verwechseln.

Eine weitere Debatte um Hautfarben geistert durch Hollywood: Für Ridley Scotts kommenden Bibelfilm »Exodus« wurden ausschließlich weiße Schauspieler verpflichtet - auch für die (Achtung: »Blackfacing«) ägyptischen Parts. Rupert Murdoch höchstpersönlich versuchte (vergeblich), die Wogen zu glätten: »Ägypter sind weit davon entfernt, schwarz zu sein.«

Bei »Star Wars« gibt es eine Figur, die die Farb-Verwirrungen vervollkommnen könnte: Der Sith-Lord Darth Vader wird zwar vom schwarzen Hünen James Earl Jones gesprochen - in dem schwarzen Kostüm steckt jedoch ein Weißer.

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