Dreieck der Liebe

Die 14. Französische Filmwoche Berlin

  • Kira Taszman
  • Lesedauer: 3 Min.

Monsieur Claude ist der neue Star in Deutschland. Der Protagonist der französischen Erfolgskomödie »Monsieur Claude und seine Töchter« ist zwar nur eine fiktive Figur. Doch dass über drei Millionen Deutsche über einen rassistischen, katholischen Durchschnittsfranzosen lachen, dessen Töchter allesamt Männer mit Migrationshintergrund heiraten, beweist, dass französisches Kino immer noch angesagt ist. Alle Jahre wieder präsentiert die Französische Filmwoche in Berlin die Höhepunkte der aktuellen Filmproduktion unserer Nachbarn.

Es sind - trotz Monsieur Claude - vor allem die Schauspielerinnen, die den Wiedererkennungswert von französischen Komödien und Dramen ausmachen. Da ist zum Beispiel Isabelle Huppert. In »Paris Follies« (Regie: Marc Fitoussi) flüchtet sie als ehemüde Bäuerin mit Lust zum Seitensprung in die Hauptstadt.

Eine Generation jünger ist Charlotte Gainsbourg, einem internationalen Publikum als derzeitige Muse von Lars von Trier bekannt. In dem Dreiecksdrama »Drei Herzen« (Regie: Benoît Jacquot) leidet sie als Antiquitätenhändlerin Sylvie. Denn der Mann ihres Herzens landet durch ein Missverständnis in den Armen ihrer geliebten Schwester Sophie (Chiara Mastroianni). Über beide Filmschwestern wacht als Muttertier die Grande Dame des gallischen Kinos, Catherine Deneuve, die übrigens auch die echte Mutter von Mastroianni ist. Und so nimmt man Anteil an der aussichtslosen Konstellation des Liebesdreiecks in der einengenden französischen Provinz, die den Herzschmerz nur noch größer macht.

Eine existenzielle Krise macht in Olivier Assayas’ »Die Wolken von Sils Maria« Juliette Binoche als Schauspielerin Maria durch. Die einsame und mit dem Altern hadernde Star-Aktrice muss sich im Theater gegen eine junge, ehrgeizige Rivalin durchsetzen. Leben und Bühnenfiktion überlappen sich gefährlich und als Sinnbild für den Wegfall von Sicherheiten wird ein Alpenphänomen beschworen: In der »Schlange« von Majola vermischen sich Berggipfel, Wolken und Wind.

Die Natur symbolisiert in der Georges-Simenon-Verfilmung »Das blaue Zimmer« eine leidenschaftliche Affäre zwischen Julien und Esther. Der Film des Schauspielers Mathieu Amalric wird in Rückblenden erzählt und der Ehebruch hatte böse Folgen: So steht der untreue Ehemann Julien (Amalric selbst) bald unter Mordverdacht. Eine raffinierte Erzählweise, Sinnlichkeit und gute Schauspieler sprechen für den Film, doch die Femme Fatale ist zu schablonenhaft geraten.

Dass Frankreich auch vielversprechende männliche Akteure hat, beweist Vincent Macaigne. Ihm ist eine Retrospektive innerhalb der Filmwoche gewidmet. So kann man ihn etwa in Sébastien Betbeders frischer Tragikomödie »2 automnes, 3 hivers« bewundern. Zwei Herbste und drei Winter lang schildert sie die Beziehung des Helden Arman zu der hochsensiblen Amélie. Das ist französisch leicht und humorvoll inszeniert, drückt sich aber auch nicht vor Problemen und Krisen.

4.-10.12., Cinema Paris, FaF, Arsenal u.a., www.franzoesische-filmwoche.de

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