Rotzig-trotzig: Brennan

CIA-Chef sieht Fehler, aber keinen Folterskandal

  • Gregor Waschinski, Washington
  • Lesedauer: 2 Min.
Als die CIA mutmaßliche Al-Kaida-Anhänger rund um die Welt einkerkerte und brutal verhörte, war John Brennan die Nummer zwei des US-Geheimdienstes und zuständig für Terrorbekämpfung.

Nach dem vernichtenden US-Senatsbericht über die Folterverhöre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gab John Brennan, der inzwischen CIA-Chef ist, eine seltene Pressekonferenz. Dort räumte er Fehler von einzelnen Agenten ein, nahm seinen Geheimdienst aber in Schutz. In einer »begrenzten Zahl von Fällen« hätten Agenten »nicht genehmigte« und »abscheuliche« Verhörtechniken angewendet, sagte Brennan am Donnerstag (Ortszeit) am CIA-Sitz in Langley vor den Toren Washingtons. Den Vorwurf, dass die CIA die Regierung und die Öffentlichkeit über das Ausmaß des Programms getäuscht habe, wies er aber zurück.

Auch die Aussage des Senatsberichts, dass Verhörmethoden wie Schlafentzug oder das simulierte Ertränken nicht wirksam gewesen seien, wollte Brennan so nicht stehen lassen. Terrorverdächtige hätten sehr wohl »nützliche« Informationen für die Suche nach Al-Qaida-Chef Osama bin Laden preisgegeben, sagte der CIA-Chef. Nur sei eben unklar, ob dies mit den gewaltsamen Befragungen zusammenhänge oder ob der Geheimdienst die Erkenntnisse nicht auch auf anderem Wege hätte erhalten können.

Brennan rückte im März 2013 an der Spitze der CIA, nachdem sein Vorgänger David Petraeus wegen einer außerehelichen Affäre in Ungnade gefallen war.

Der Geheimdienst sei damals auf die Aufgabe nicht vorbereitet gewesen, sagte Brennan bei der Pressekonferenz. »Wir hatten wenig Erfahrung mit der Unterbringung von Häftlingen und herzlich wenige unserer Agenten waren für Verhöre ausgebildet.« Nach dem Schock von 9/11 habe es »keine einfachen Antworten« gegeben. »Dieser Dienst hat in dieser schwierigen Zeit viele Dinge richtig gemacht, um dieses Land stark und sicher zu halten«, merkte er trotzig an. Das Wort Folter vermied er. Bereits nach dem Sieg von Barack Obama bei den Präsidentschaftswahlen 2008 hatte sich Brennan Hoffnungen auf den Posten des CIA-Direktors gemacht, doch er stolperte über seine Haltung zu den Verhörmethoden. Zwar sprach Brennan sich gegen Waterboarding aus, bei dem der Verhörte zu ertrinken glaubt - doch anderen umstrittenen Methoden schien er durchaus etwas abzugewinnen. AFP

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