Geiselnahme in Sydney - Café gestürmt

Medien: Iranischer Gewalttäter von australischer Polizei getötet / Mehrere Menschen verletzt

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Iraner hat etwa 15 Geiseln in einem Café mitten in Sydney festgehalten. Nach 16-stündiger Belagerung und Verhandlungen stürmte eine Spezialeinheit das Kaffeehaus.

Der Martin Place in Sydney ist das Herz der australischen Millionenmetropole. Die Notenbank, ein Fernsehsender, Anwaltskanzleien, die Hauptpost, ein Hotel und die US-Botschaft sind in der Nähe. Eigentlich ein friedlicher Platz. Bis zum Montagmorgen.

Ein iranischer Gewalttäter nahm mehrere Geiseln und verschanzte sich in dem beliebten Lindt-Café. Nach 16 Stunden stürmten laut dem Fernsehsender ABC News schwer bewaffnete Polizisten das Haus. Kurz nach zwei Uhr morgens (Ortszeit) waren Explosionen und Blitze zu sehen, Schüsse fielen. Die Polizei von New South Wales erklärte um 2.45 Uhr: Die Belagerung ist beendet. Laut Medienberichten wurde der Geiselnehmer bei der Befreiungsaktion getötet. Krankenwagen transportierten mehrere Verletzte ab.

Kurz vor zehn Uhr am Morgen hatte der Geiselnehmer das Café gestürmt, das dem Schweizer Süßwarenhersteller Lindt & Sprüngli gehört, und Gäste und Angestellte als Geiseln genommen. Zunächst war unklar, wie viele Menschen der oder die Täter in ihre Gewalt brachten, Medienberichte sprechen von etwa 15 Geiseln. Fünf Geiseln konnten am Nachmittag fliehen oder wurden frei gelassen. Kurz vor dem Sturm kamen weitere sechs frei.

Am späten Abend berichteten australische Medien, dass es sich bei dem Geiselnehmer um den Iraner Man Haron Monis handele, der den Behörden bekannt ist und dem bereits eine Fülle von Vergehen vorgeworfen wird, unter anderem Beihilfe zum Mord an seiner Ex-Ehefrau. Der Prediger soll außerdem wegen sexueller Übergriffe und ähnlicher Straftaten in 40 Fällen angeklagt werden. Er befand sich auf Kaution in Freiheit. Monis war als politischer Flüchtling nach Australien gekommen und hatte Asyl erhalten. In seinen Predigten in australischen Moscheen soll er immer wieder zum bewaffneten Kampf aufgerufen haben, so ABC.

Am Morgen zeigte der gegenüber dem Café liegende Fernsehsender Channel 7 Bilder mehrerer Menschen, die mit erhobenen Händen an den Fenstern stehen und eine schwarze Flagge mit weißer arabischer Schrift hochhalten müssen. Laut Experten handelte es sich dabei um folgendes Zitat: »Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Gesandter.«

Die gesamte Innenstadt Sydneys wurde in einen »Lockdown« versetzt. Etliche Gebäude in der Nähe, darunter das regionale Parlament und das Opernhaus, wurden von der Polizei evakuiert, Busse umgeleitet und der Martin Place weiträumig abgesperrt. Die Bürger in Sydney reagierten schockiert. Erst im September war Australien knapp einem Terroranschlag entgangen. Australische IS-Sympathisanten planten damals, einen Australier zu entführen und ihn öffentlich in Sydney zu enthaupten. In der größten Anti-Terror-Aktion der australischen Geschichte waren damals 800 Polizisten im Einsatz, 15 Terrorverdächtige wurden festgenommen.

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