Experte: Pegida braucht Partner wie die AfD

Rechte Bewegung ist ohne die Anbindung an eine Partei nicht überlebensfähig / Protest bildet Nährboden für Gewalttaten gegen Muslime und Flüchtlinge

  • Lesedauer: 2 Min.

Düsseldorf. Die rechte Bewegung Pegida wird nach Ansicht des Rechtsextremismus-Experten Alexander Häusler ohne Anbindung an eine politische Partei über kurz oder lang zerfallen. »Pegida hat bislang keine organisatorische Verfestigung«, sagte der Wissenschaftler an der Fachhochschule Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sollte sich die Bewegung aber zum Beispiel organisatorisch an die Alternative für Deutschland (AfD) anbinden, könnte sich die Bewegung zumindest in Ostdeutschland längerfristig etablieren, sagte Häusler.

Die Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) mobilisierte bei ihrer letzten Demonstration in Dresden kurz vor Weihnachten rund 17 500 Menschen. Auch wenn es in der AfD einige kritische Stimmen zu »Pegida« gebe, sieht Häusler »vor allem in Ostdeutschland« einen deutlichen Zuspruch der Partei zu der Bewegung. »Die AfD bietet sich durchaus als parteipolitisches Dach an.«

Der Rechtsextremismus-Experte äußerte sich überrascht darüber, wie Pegida quasi »aus dem Nichts« entstand. Zwar sei aus Studien bekannt, dass in Deutschland bis zu 15 Prozent der Bevölkerung offen für rechtspopulistisches Gedankengut seien. Dass diese Inhalte aber so schnell ein solches Echo gefunden hätten, sei erstaunlich und beunruhigend, sagte Häusler.

Der Sozialwissenschaftler warnte, die Proteste und Bedrohungsszenarien eines »rechten Wutbürgertums« könnten das ideologische Rüstzeug für Straftaten gegen Muslime und Asylbewerber bieten. »Wir sehen schon einen Anstieg fremdenfeindlich motivierter Gewalttaten«, sagte Häusler. Deshalb gehe es in der Diskussion um Pegida auch darum, diesen Zusammenhang deutlich zu machen. Ein Rückblick auf die Asyl-Diskussion Anfang der 90er Jahre veranschauliche den Zusammenhang von öffentlichen Bedrohungsszenarien und rassistischer Gewalt.

In Westdeutschland rechnet Häusler derzeit nicht mit einer stärkeren Unterstützung für Pegida. In Düsseldorf und Bonn kamen zu Demonstrationen jeweils nur wenige hundert Teilnehmer. In Nordrhein-Westfalen seien »multikulturelle Lebensverhältnisse« Alltagsrealität, die Angst davor sei deshalb nicht so verbreitet wie zum Teil in Ostdeutschland, sagte Häusler. Deshalb blieben die Veranstaltungen von Pegida in Westdeutschland in der Regel auf ein politisches Milieu vom rechten Rand beschränkt. epd/nd

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