Stimmung in Schieflage

Nur Frauen lösen bei Langlaufbundestrainer Ullrich vor der Tour de Ski Euphorie aus

  • Lesedauer: 2 Min.
Bei der Tour de Ski gehören die deutschen Langläuferinnen zum erweiterten Favoritenkreis. Bei den Männern sieht es zappenduster aus.

Oberstdorf. Vor dem Start der Tour de Ski am Samstag in Oberstdorf ist die Stimmung im Lager der deutschen Skilangläufer in Schieflage. Zu Bundestrainer Frank Ullrich scheint allerdings nur gute Laune vorgedrungen zu sein. »Ich bin glücklich und froh, dass jetzt die Tour bei prächtigem Winterwetter losgeht«, sagte er: »Das wird erster Saisonhöhepunkt und Standortbestimmung zugleich.«

Ullrichs Euphorie vor dem Heim-weltcup ist vor allem dem Leistungssprung seiner Mädels geschuldet. Nachdem die Sprintasse Denise Herrmann und Hanna Kolb für ordentliche Ergebnisse gesorgt hatten, zeigten in Davos Nicole Fessel und Claudia Nystad mit den Plätzen zwei und fünf, dass der DSV auch im Distanzbereich konkurrenzfähig ist.

»Wir liebäugeln auch bei der Tour mit dem einen oder anderen Top-Ten-Platz - vielleicht sogar im Gesamtklassement«, sagt Ullrich, der vor allem Fessel attestiert, »zu einigem in der Lage« zu sein. Der kurze Freistil-prolog am Samstag liegt der 31-Jährigen besonders, zudem dürfte sie viel Unterstützung erfahren - schließlich skatet Fessel fast an ihrer Haustür vorbei. »Ich hoffe, dass ich zeigen kann, was in mir steckt«, meinte sie. Das will auch Nystad beim letzten Weltcupauftritt in Deutschland. Die zweifache Olympiasiegerin, die nach der Saison ihre Karriere beendet, ist »hochmotiviert, bündelt ihre ganzen Kräfte für die Tour«. Herrmann soll bei kurzen Rennen der ersten Tourhälfte punkten, im Gesamtklassement könnte auch Stefanie Böhler in die Nähe der favorisierten Skandinavier kommen.

Dabei werden die Norweger, bislang im Weltcup überragend, kaum zu schlagen sein. Anders als im Vorjahr, als sich Marit Björgen im Hinblick auf Olympia frühzeitig verabschiedete, werden sämtliche Topstars um die Vorjahressieger Therese Johaug und Martin Johnsrud Sundby bis zum Finale am 11. Januar dabei bleiben.

Sollte einer der deutschen Männer bis dahin durchhalten, wäre das ein Erfolg. Bislang hat kein DSV-Läufer auch nur die halbe WM-Norm (Platz 15 oder Sprinthalbfinale) erfüllt - möglich, dass bei der WM erstmals seit 1950 kein Deutscher dabei ist. Ullrich scheint den Ernst der Lage noch nicht ganz verstanden zu haben. »Wenn denn bei der Staffel ein vierter Mann fehlt, sind die Nominierungsrichtlinien nicht in Stein gemeißelt«, sagt er. Dabei sieht es derzeit nicht danach aus, dass auch nur drei den Sprung ins WM-Team schaffen. SID/nd

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