Prosit auf ein goldiges Jahr

Spekulanten sind optimistisch, dass der Rubel der Welt weiterhin rollt

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
»Luxus« und »China« nähren die Träume, welche Anlegern Lust auf das neue Jahr machen. Wären da nur nicht diese politischen Ungewissheiten ...

Luxusaktien gelten als die kommenden Glanzstücke weit über das neue Börsenjahr hinaus. Weltweit werden die privaten Vermögen auf 369 Billionen Dollar anschwellen - ein Anstieg bis 2019 von 40 Prozent. Das prognostiziert die schweizerische Nobelgroßbank Credit Suisse in ihrer Studie »Global Wealth Report«. Zudem baut die Finanzszene auf einen wachsenden, kaufkräftigen Mittelstand in den Schwellenländern Asiens. Entsprechend mehr dürften Luxusartikel für kleine und große Geldbeutel konsumiert werden. Unter Börsianern gelten daher der dänische Schmuckhändler Pandora oder die französische Aktiengesellschaft LVMH Moët Hennessy/Louis Vuitton - sie vertreibt edle Marken vom Champagner bis zur Uhr - oder auch BMW mit seinen Luxuskarossen zu den Gewinnern der Zukunft.

Im zurückliegenden Jahr stürmten noch fast alle Börsenwerte von Rekord zu Rekord. Angefeuert werden die Kurse vom billigen Geld, mit dem Europas Zentralbankpräsident Mario Draghi und seine Kollegen in Washington und Tokio die Finanzmärkte fluten. Doch zuletzt blieb mancher Sektkorken in der Flasche stecken: Der massive Ölpreisverfall und fallende Kurse an den Rohstoffbörsen; dazu Russlands taumelnde Wirtschaft, Rezession in Japan, hektische Senkungen oder Erhöhungen der Leitzinsen bescheren den Aktien-, Devisen-, Renten- und Rohstoffmärkten »einige Turbulenzen«, schreiben die Börsenexperten der Landesbank NordLB.

Lediglich die Vereinigten Staaten stiegen 2014 vom Sorgenkind zum Klassenprimus auf. Von den Analysten etwa der Deutschen Bank wird »eine Fortsetzung des (US-)Aufschwungs« erwartet. Für Börsianer steckt selbst in dieser guten eine schlechte Nachricht: Geht doch die Sorge um, dass die US-zentralbank Federal Reserve (Fed) spätestens zur Jahresmitte den ersten Leitzinsschritt nach oben vornehmen wird. Damit würde der Geldhahn erstmals seit der großen Finanzkrise etwas zugedreht.

Hinzu kommen geopolitische Krisenherde von der Ukraine über Israel und Ägypten bis hin zu den Territorialstreitigkeiten zwischen China, Japan sowie anderen Anrainerstaaten um die rohstoffreichen Inseln im »Südchinesischen Meer«. In Europa dürfte sich das währungspolitische Vabanquespiel in Griechenland nach der Wahl am 25. Januar fortsetzen. Und Italien könnte in der Hitze einer möglichen Präsidentenwahl zum bösen Buben der Eurozone schrumpfen. Der 89-jährige angesehene frühere Kommunist Giorgio Napolitano hatte zu Sylvester seinen baldigen Rücktritt angekündigt.

Als Hoffnungsträger gilt - nicht allein in Rom - Draghis Europäische Zentralbank (EZB). Eine Inflationsrate unter der Nulllinie könnte schon am 22. Januar seinen EZB-Rat bewegen, das Bilanzvolumen um eine Billion Euro auszuweiten.

Als der andere Hoffnungsträger der »Reichen und Schönen« muss wieder einmal China herhalten. Mit einem Wachstum von etwa sieben Prozent dürfte es auch im Jahr 2015 die Weltökonomie anführen. Schlagzeilen produzierte Peking erst jüngst mit Maßnahmen zur Öffnung seiner Finanzmärkte. So wurde die chinesische Währung Renminbi an der Frankfurter Börse erstmals zur Verrechnung (»Clearing«) außerhalb des Riesenreiches zugelassen.

Ein weiterer Mega-Meilenstein ist der Zusammenschluss der Börsen in Shanghai und Hongkong zur HKEX - der weltgrößte Aktienmarkt dürfte bald an Bedeutung mit Wall Street und der Londoner City gleichziehen. Den Vorgeschmack lieferte der Börsengang des chinesischen Immobilienunternehmens Dalian Wanda, der dem Vorstandsvorsitzenden Wang Jianlin angeblich zu einem Vermögen von 19 Milliarden Dollar verhalf. Ende des Jahres, wenn die Entscheidungsträger des Internationalen Währungsfonds IWF tagen werden, wartet ein weiterer Markstein: Der Renminbi könnte den Sprung in den IWF-Währungskorb schaffen. Damit wäre die Grundlage für eine dritte Reservewährung neben Dollar und Euro gelegt. Made in China.

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