F.C. Hansa rettet Lizenz

Um die Drittklassigkeit müssen Rostocks Fußballer doch umso mehr bangen

Sportlich und finanziell angeschlagen rettet der Hansa Rostock die Lizenzvergabe und schließt die Liquiditätslücke durch den Verkauf zweier wichtiger Leistungsträger. Das könnte sich sportlich auswirken.

Eine wuchtige Welle der Erleichterung schwappte am Donnerstag von der Osteeküste rüber. Nur unter Vorbehalt konnten die Fußballer des F.C. Hansa Rostock zuletzt in der 3. Liga spielen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte im Nachlizenzierungsverfahren für die aktuelle Saison bei den Mecklenburgern eine riesige Liquiditätslücke entdeckt. Bis zum Mittwoch hatte der Klub Zeit, 1,1 Millionen Euro aufzutreiben. Es gelang. Durch Transfererlöse, Einsparungen bei den Personalkosten und schon sicheren Einnahmen aus einem Benefizspiel Ende März im Rostocker Stadion.

Pünktlich, zum Stichtag, hat der F.C. Hansa die erforderlichen Belege in Frankfurt am Main abgeben. Nach rascher Prüfung gab der DFB sein Okay. Die Lizenz ist sicher, zumindest für diese Saison. Ganz generell aber ist die Drittklassigkeit für einen Verein wie Hansa Rostock der Tod auf Raten. Der Klub hat die Infrastruktur eines Erstligisten und die Ambitionen, zumindest ein Zweitligist zu sein. Beides ist auf Dauer in der 3. Liga nicht zu finanzieren. Die Rostocker spielen nun schon im dritten Jahr in Folge in Liga drei. Allein die erste Saison 2012/13 bescherte dem Klub einen großen Schuldenberg. »Mit einem Minus von 1,6 Millionen Euro liegt ein Katastrophenjahr hinter uns«, hatte der Vorstandsvorsitzende Michael Dahlmann bilanziert.

Wie heute, musste der F.C. Hansa auch damals, im November 2013, im Nachlizenzierungsverfahren schon eine Liquiditätslücke von rund einer Million Euro schließen. Und Dahlmann hatte unter anderem den ausbleibenden sportlichen Erfolg als Grund für das finanzielle Desaster genannt. Ein Blick in die Statistik genügt, um neben der chronischen finanziellen Schwäche auch einen fortschreitenden Verlust sportlicher Stärke festzustellen. 2013 hatten sich Rostocks Fußballer noch auf Platz zwölf der dritten Liga gespielt, einen Rang tiefer waren sie ein Jahr später platziert. Jetzt, nach der Winterpause, starten sie am 31. Januar beim SV Wehen Wiesbaden als Vorletzter - mit schon vier Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.

Darauf bereitet sich die Mannschaft derzeit im Trainingslager in La Manga vor. Auch in Südspanien dürfte der Jubel über den »Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit«, wie der Verein es formuliert, groß gewesen sein. Hinter der sportlichen Konkurrenzfähigkeit steht aber ein noch sehr viel größeres Fragezeichen als zuvor. Um die Liquiditätslücke zu schließen, musste Hansa zwei absolute Leistungsträger ziehen lassen. Max Christiansen, 18-jähriges Eigengewächs, stand in 17 Saisonspielen auf dem Platz. Für 250 000 Euro ging er zum Zweitligaspitzenreiter nach Ingolstadt. David Blacha lief 21 mal auf. »Rückblickend habe ich mir meine Zeit in Rostock sportlich anders vorgestellt«, verabschiedete sich der 24-Jährige nach Wiesbaden. Ob der Substanzverlust durch bislang drei Neuzugänge aufgefangen werden kann, darf bezweifelt werden. Das Gespenst der Insolvenz irrte schon ein ums andere Mal durch Rostock. Im Falle eines Abstiegs aus Liga drei würde es zurückkommen.

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