Pflegeheime brauchen mehr Hausärzte

Thüringen: Nur drei Häuser mit entsprechendem Vertrag

  • Lesedauer: 2 Min.

Weimar. Hausärzte in Thüringen absolvieren nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) jährlich rund 250 000 Besuche in Pflegeheimen. Das entspricht etwa zehn Arztbesuchen je Heimbewohner pro Jahr. In Thüringen leben laut amtlicher Statistik mehr als 23 000 Pflegebedürftige in Heimen - Tendenz steigend. Betreiber der Einrichtungen beklagen immer wieder Probleme bei der Hausarztsuche. Nach Einschätzung des Sozialministeriums entstehen diese in der Regel dann, wenn die Mediziner aus dem Berufsleben ausscheiden und kein Nachfolger zur Verfügung steht. Bislang sei es im Zusammenspiel mit der KV aber gelungen, solche Engpässe zu schließen, sagte ein Ministeriumssprecher.

»Schwierig ist es vor allem dann, wenn der Umzug ins Heim für Pflegebedürftige mit einem Ortswechsel verbunden ist«, sagte Dirk Gersdorf, Sprecher der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Thüringen, die im Freistaat 48 Altenheime betreibt. Häufig seien die Arztpraxen ohnehin stark ausgelastet. Außerdem befürchteten Ärzte, ihr Medikamentenbudget zu überschreiten, weil Pflegebedürftige häufig viele Arzneien einnehmen müssten. Noch schwieriger sei die Situation bei Fachärzten wie Neurologen, Urologen oder Augenärzten, hieß es beim Verband der privaten Pflegeanbieter bpa. »Fachärzte machen zumeist erst gar keine Hausbesuche«, sagte bpa-Landesvorstandsmitglied Nadine Lopuszanski. Sie kritisierte, dass Ärzte die Möglichkeit von Sondervereinbarungen mit Pflegekassen und Heimen kaum nutzten. Laut KV bestehen in Thüringen lediglich für drei Pflegeeinrichtungen in Erfurt, Römhild und Bad Langensalza solche Sonderverträge, über die Heime mit festen Kooperationsärzten zusammenarbeiten können.

Oft scheiterten solche Verträge daran, dass sie nur von einzelnen Pflegekassen und nicht pauschal von allen angeboten würden, sagte die Thüringer KV-Vorsitzende Annette Rommel. »Die Ärzte wollen es besser flächendeckend als mit jeder Kasse einzeln.« Aus Sicht Rommels entstehen Probleme bei der Hausarztsuche auch dadurch, dass Heimträger nicht schon bei Planung und Bau von Pflegeheimen die ärztliche Versorgungsstruktur vor Ort prüften. In Thüringen sind rund 1600 Hausärzte tätig. dpa/nd

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