Zuvorgekommen

Katherina Reiche (CDU) versilbert ihr Staatssekretärinnen-Wissen

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Was ist das Adressbuch einer Multifunktionärin wert? Einer 41-Jährigen, die es bereits auf mehr als anderthalb Jahrzehnte Bundestag sowie zwei Staatssekretärinnenposten bringt? Seit Montag weiß man es: Nach undementierten Medienberichten sind es etwa 50 000 Euro pro Monat, die der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) zu bezahlen bereit sei. Die Wahl von Katherina Reiche, der Potsdamer CDU-Politikerin und derzeitigen Staatssekretärin im Verkehrsministerium, zu dessen Geschäftsführerin am heutigen Mittwoch galt als sicher.

Nun sind 600 000 Euro im Jahr in der Wirtschaftswelt fast bescheiden. Und Reiche wird ihr Netzwerk in der Verkehrs- und Infrastrukturpolitik nicht an eine Aktiengesellschaft verkaufen, sondern an den Dachverband der Stadtwerke. Es hat schon pikantere Seitenwechsel zwischen Politik und Wirtschaft gegeben: Wer eine solide Daseinsvorsorge in öffentlicher Hand will, muss dem VKU gute Kontakte wünschen.

Dass die Personalie dennoch aufhorchen lässt, liegt an einem zweiten für diesen Mittwoch anberaumten Termin: Endlich will das Kabinett eine Regelung beschließen, die Regierungsmitgliedern 12 bis 18 Monate Pause verordnet, bevor sie ihr Machtwissen versilbern dürfen. Dem scheint Reiche zuvorzukommen.

Mit dem Wechsel setzt sich eine Blitzkarriere fort, wie sie nur im Osten der 1990er Jahre denkbar war. Nach nur zwei Jahren Parteimitgliedschaft zog die in Luckenwalde geborene Chemikerin in den Bundestag ein, nach der ersten Legislatur leitete sie eine Arbeitsgruppe, nach der zweiten war sie Fraktionsvize, dann schon Staatssekretärin für Umwelt.

Reiches Markenzeichen war stets der Ellenbogeneinsatz, was immer wieder zu Unruhe in der Landespartei beitrug. Die wird nun gar einen Berliner Parlamentssitz einbüßen, da die vorgesehene Nachrückerin - Bundesdatenschützerin Andrea Voßhoff - in ihrem Amt bleiben möchte. In der Großen Koalition kann die Union das verkraften. In der Brandenburger CDU aber werden sich einige über Katherina Reiche ärgern. Vorerst ein letztes Mal.

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