Prozess um Messerangriff am Alexanderplatz

Ein 19-Jähriger ist angeklagt, einen Mann aus niederen Beweggründen niedergestochen zu haben

  • Lesedauer: 2 Min.
Tod am Berliner Alexanderplatz: Im letzten Sommer wurde hier am helllichten Tag ein 30-jähriger Mann niedergestochen. Der mutmaßliche Täter soll jede Menge Frust gehabt haben. Nun kommt er vor Gericht.

Rund fünf Monate nach einem tödlichen Messerangriff gegen einen 30-Jährigen am Berliner Alexanderplatz beginnt am Donnerstag um 9.15 Uhr der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder. Der heute 19-Jährige soll im August 2014 seinem Opfer aus niederen Beweggründen eine 13 Zentimeter lange Klinge in die Herzgegend gerammt haben. Gegen den bereits Vorbestraften, der keine abgeschlossene Schul- und Berufsausbildung hat, wird vor einer Jugendkammer des Landgerichts in der Hauptstadt verhandelt.

Rund um den Alexanderplatz kam es wiederholt zu Gewalttaten. 2012 wurde dort der 20-jährige Jonny K. von mehreren Männern niedergeprügelt, der junge Berliner erwachte nicht mehr aus dem Koma. Der Fall löste bundesweit Entsetzen aus. Die Schläger wurden verurteilt. Nach dem gewaltsamen Tod des 30-Jährigen flammte erneut die Debatte um mehr Sicherheit auf.

Der unter Drogen stehende, mutmaßliche Angreifer habe nach einem Streit mit seiner Freundin seine Wut abreagieren wollen, heißt es in der Anklage. Vor einem Club nahe dem Alexanderplatz soll der damals 18-Jährige nach dort durchzechter Nacht auf eine Gruppe mit dem 30-Jährigen getroffen sein, die zuvor ebenfalls in dem Club war. Der Angeklagte soll sich durch das Herumalbern von zwei Frauen gestört gefühlt und sie verbal attackiert haben.

Als der 30-Jährige schlichtend eingriff, kam es laut Anklage zum Gerangel. Freunde zogen den 30-Jährigen demnach weg, der Streit schien beendet, die Gruppe wollte weiterziehen. Doch dann stürzte der 18-Jährige auf den 30-Jährigen zu und stach ihn nieder.

Der Verdächtige konnte nur einen Tag nach der blutigen Tat in Berlin festgenommen werden. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. In dem Prozess treten die Eltern des Opfers laut »Berliner Zeitung« als Nebenkläger auf. Nach Informationen der Zeitung war der 30-Jährige ein besonnener Bademeister, der auch als Streitschlichter tätig war.

In der Debatte für mehr Sicherheit des teils unwirtlich wirkenden Alexanderplatzes hatte SPD-Landeschef Jan Stöß mehr Anstrengungen und eine »Kombiwache« von Bundes- und Landespolizei sowie Ordnungsamt gefordert, um die Kräfte zu bündeln.

Innensenator Frank Henkel (CDU) lehnte dies ab. Eine »Kombiwache« würde weniger Polizeipräsenz und neue Bürokratie bedeuten. Zudem könne die Polizei nicht alles regeln, was auf dem Platz an sozialen Spannungen, Trunkenheit und Vernachlässigung aufeinanderpralle, hatte der CDU-Politiker erklärt. dpa

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