Britischer Archivar findet Magna Carta

Entdeckung im Jubiläumsjahr der Unterzeichnung von 1215

  • Meike Stolp, London
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Ausgabe der Magna Carta wurde in Kent gefunden. Bisher waren vier Exemplare der Grundlage des britischen Verfassungsrechts bekannt. Sie werden erstmals seit 800 Jahren zusammen ausgestellt.

In einem alten Buch in der kleinen Stadt Sandwich in der englischen Grafschaft Kent fand Archivar Mark Bateson eine Ausgabe der Magna Carta, der wichtigsten britischen Gesetzesschrift. Bislang waren nur vier Exemplare aus dem Jahr 1215 bekannt - die zufälligerweise in derselben Woche, in der der Fund bekannt wurde, erstmals seit 800 Jahren an einem Ort, in London, ausgestellt wurden.

Zwar fehlt ein Drittel der Seiten und auch das königliche Siegel ist nicht mehr sichtbar. Doch soll das Dokument Experten zufolge nicht nur echt, sondern außerdem immer noch zehn Millionen Pfund wert sein.

Es ist erstaunlich, dass das wertvolle Dokument, das 1215 unterzeichnet wurde und als wichtigste Quelle des englischen Verfassungsrechts gilt, ausgerechnet im Jubiläumsjahr gefunden wurde. Am 15. Juni vor 800 Jahren besiegelte die Magna Carta die Vereinbarung zwischen König Johann Ohneland und dem revoltierenden Adel. Sie hielt, erstmals schriftlich, die politischen Freiheiten des Adels gegenüber dem König fest. Und der Kirche wurde die Unabhängigkeit von der Krone garantiert.

Zu den wichtigen Regelungen in der Schrift gehören das Recht, Eigentum zu besitzen und zu vererben unddas Recht auf unabhängige Gerichtsverfahren. Vorher hatten sich die englischen Monarchen teils ohne Kontrolle beim Besitz ihrer Untertanen bedient. Die Magna Carta schaffte gesetzliche Ordnung und unterstellte auch den Monarchen dem Gesetz.

Damit die Magna Carta im 13. Jahrhundert im ganzen Land bekannt wurde, wurde nicht nur ein Exemplar hergestellt. Historiker gehen von etwa ein Dutzend aus. Jede Grafschaft sollte eines bekommen - wobei sich die einzelnen Dokumente nicht nur in Form und Größe unterschieden, sondern teilweise auch anders formuliert worden sein sollen. Dass nun zu den vier bekannten Exemplaren von 1215 ein fünftes hinzukommt, ist ein unschätzbarer historischer Fund. Vor allem für Sandwich, das die Gesetzesschrift nun ausstellen will. Die anderen Exemplare sind im Besitz der British Library, von Lincoln Castle und der Kathedrale von Salisbury.

Historiker haben nun die Hoffnung, dass weitere Kopien der Magna Carta auftauchen werden. Einige haben gar den Verdacht, dass die Schrift an weit mehr Städte und Häfen verteilt worden ist, als angenommen, möglicherweise sogar um die 50. Dass es noch weitere Kopien aus anderen Jahren gibt, ist bekannt. Ein von König Edward I. in Auftrag gegebenes Exemplar der Magna Carta, allerdings aus dem Jahr 1297, wurde 2007 vom Auktionshaus Sotheby’s für unglaubliche 21,3 Millionen US-Dollar an einen Privatmann versteigert. Es ist bislang die einzige in Privatbesitz befindliche Kopie des Gesetzestexts.

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