Brutaler Polizeieinsatz gegen Nazi-Blockierer in Dresden

Bündnis erhebt schwere Vorwürfe gegen Vorgehen der Polizei / Mindestens ein Krankenwageneinsatz

  • Lesedauer: 2 Min.
Bei dem Versuch mit Sitzblockaden eine Nazi-Demonstration aufzuhalten, ging die Polizei mit äußerster Brutalität gegen einige Demonstranten vor. Das Bündnis Dresden Nazifrei verurteilt das Vorgehen scharf.

Dresden. Hartes Eingreifen niedersächsischer Polizisten bei Sitzblockaden gegen einen Neonazi-Aufmarsch in Dresden hat Protest ausgelöst. Das Bündnis Dresden Nazifrei, das die Aktionen gegen den nicht verbotenen Aufmarsch Rechtsextremer am Sonntagnachmittag organisiert hatte, verurteilte das Vorgehen scharf. »Momentan sind wir dabei, alle Fakten zu sammeln«, sagte Bündnis-Sprecher Silvio Lang am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Bislang wisse man von mindestens einem Rettungswagen-Einsatz. Ein junger Mann soll von einem Polizisten so geschubst worden sein, dass er mit dem Kopf auf dem Pflaster aufschlug. Mehrere Demonstranten hätten Prellungen erlitten, auch eine gebrochene Nase und Verätzungen der Augen nach dem Einsatz von Pfefferspray habe es gegeben.

Augenzeugen berichteten, dass die Polizisten gegen Demonstranten vorgingen, die auf der St. Petersburger Straße gerade eine Blockade einrichten wollten. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings erst ganz wenige Demonstranten auf der Straße. Bis dahin war es bei dem kurzfristig angemeldeten Aufmarsch von etwa 500 Neonazi friedlich geblieben.

Die Rechtsextremen hatten mit Verweis auf die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg einen »Trauermarsch« angemeldet. Mehrere Hundert Dresdner - deutlich mehr als die Neonazis - brachten den Aufzug durch Sitzblockaden wiederholt zum Stoppen. Die Polizei konstatierte am Abend, dass der Tag im Ganzen friedlich verlaufen sei.

Das Bündnis Dresden Nazifrei forderte die vom Polizeieinsatz betroffenen Demonstranten auf, sich zu melden und ihren Fall zu schildern. Sprecher Lang äußerte aber wenig Hoffnung, dass es zu Anzeigen kommt: »Anzeigen gegen die Polizei führen selten zum Erfolg.« Viele Betroffene würden auch deshalb keine Anzeige erstatten, weil sie dafür ihre persönlichen Daten offenlegen müssten. dpa/nd

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