Das magische Viereck

Geldanlage (Teil 2)

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.
Fünf Billionen Euro(!) haben Deutschlands private Haushalte als Geldvermögen angelegt. Nicht immer richtig, wie Studien belegen und Verbraucherschützer beklagen.

Was ist eigentlich »richtig«? Eine maximale Rendite ist jedenfalls nicht von vorn herein das ideale Ziel für Sparer. Gier ist nämlich auch im Kleinen mit hohen Risiken verbunden. Es kann durchaus Sinn machen, auf Zinsen und Gewinn für das Ersparte zu verzichten. Letztlich bleibt Geld »richtig« anzulegen eine persönliche Entscheidung. Sie bestimmen, wie und was Sie wollen. Helfen kann dabei das »Magische Dreieck«.

Buchtipp

Kleinvieh macht auch Mist! Das belegt der nicht ganz taufrische, aber empfehlenswerte Ratgeber »Kleine Beträge clever anlegen«. Verbraucherexperten zeigen Ihnen anhand zahlreicher Beispiele, wie man mit kleinen Geldbeträgen sinnvoll sparen kann. Kosten, Risiken und Renditechancen einzelner Anlageformen werden recht anschaulich vorgestellt. hape

Verbraucherzentrale: »Kleine Beträge clever anlegen - Aus wenig Geld das Beste machen«, 2. Auflage 2012, 128 S., 7,90 €.

 

Eckpunkt Rendite

Eigentlich ist es für jeden Sparer egal, ob die Rendite (lat. »Ertrag«) aus Zinsen besteht, aus Dividenden oder aus ausgezahlten Kursgewinnen von Wertpapieren. Wäre allerdings die Chance auf eine hohe Rendite das einzige Anlagekriterium, würden wohl alle Sparer ihre Euro, Dollar oder Yen in Aktien oder artgleichen Wertpapieren anlegen.

Eckpunkt Sicherheit

Dass Sparer sich auch anders entscheiden, liegt vor allem an einem zweiten wichtigen Kriterium für jede Geldanlage: die Sicherheit. Selbst Kleinstsparer - heikle Wertpapiere können schon für 5 Euro und weniger gekauft werden - erkaufen sich die Chance auf eine hohe Rendite mit einem hohen Risiko. Denn es ist vollkommen »unsicher«, ob unsere Aktien in Zukunft wirklich einen großen Kursgewinn abwerfen werden oder eben nicht.

Lassen Sie sich also nicht einnebeln von den scheinbar unaufhaltsamen Kursrekorden, welche die Börsen von Frankfurt am Main bis zur Wall Street seit 2012 melden. Über kurz oder lang werden Kurse wieder fallen und Dividenden ausbleiben (Dividende ist der Teil des Gewinns, den eine Aktiengesellschaft an ihre Aktionäre ausschüttet). Womöglich verlieren Anleger dann sogar eingesetztes Geld.

So stark Aktien also beim Eckpunkt »Rendite« auftrumpfen können, so schwach sind sie beim zweiten Eckpunkt »Sicherheit«. Wertpapiere etwa des Bundes oder der schweizerischen Eidgenossenschaft bieten dagegen eine beeindruckend hohe Sicherheit. Die wir getrost mit 100 Prozent ansetzen können - sicherer geht es auf dieser Welt nimmer. Dafür zahlen selbst professionelle Anleger allerdings einen Preis: Die Rendite ist minimal und liegt teilweise unter null.

Eckpunkt Laufzeit

Aber auch Rendite und Sicherheit sind nicht alles für den Sparer. Wichtig ist zudem die Laufzeit eines Finanzproduktes. So gibt es beispielsweise Tagesgeld oder Sparbriefe über drei Jahre. Sie unterscheiden sich wesentlich in einem Punkt, der Liquidität (lat. »Flüssigkeit«). An Tagesgeld können Sie jeden Tag heran - weit weniger »flüssig« ist dagegen ein Sparvertrag über drei Jahre. Als Ausgleich für die geringere Liquidität ist normalerweise die Rendite eines langfristigen Sparvertrages höher als eines Kurzläufers wie Tagesgeld. Andererseits bietet ein Produkt mit nahezu vollkommener Liquidität kaum Zinsen - das Girokonto.

Plus Eckpunkt Ethik

Geld ist nicht alles. Seit den 90er Jahren gibt es auch hierzulande beim Sparen einen Trend zu einem ideellen »Mehrwert«. Grüne und Linke, Verbraucher, die sich den Kirchen verbunden fühlen, oder Konzerne wie die Allianz erweiterten das Magische Dreieck »Rendite-Sicherheit-Liquidität« um einen vierten Eckpunkt - »Ethik«.

Der Anfang vor vier Jahrzehnten verlief allerdings dramatisch. Geboren wurde die Idee für das sogenannte ethische Investment in den Vereinigten Staaten: Im Jahr 1968 demonstrierten dort Aktionäre des Chemiekonzerns Dow Chemical gegen die Produktion von Napalm, mit dem die US-Luftwaffe Vietnam bombardierte. Viele Anleger verkauften ihre Dow-Papiere. Der Aktienkurs fiel ins Bodenlose. Mit diesem Fall begann der rasante Aufstieg für Finanzprodukte, deren Geld auch nach moralischen, sozialen und/oder ökologischen Kriterien angelegt wird.

Heute ist »Grün-Geld« in Deutschland ein Milliardenmarkt. Und die ökologische Nische ist längst ein Scheunentor. Selbst in der staatlich geförderten Altersvorsorge, bei Riester-Renten und betrieblichen Pensionsfonds können Verbraucher ihr Erspartes nach ethischem Gutdünken anlegen.

Statt in Rüstung und Atomstrom sollte das Geld auf der Bank lieber Öko-Bauernhöfe finanzieren oder die Power der Energiewende. Dabei beißt sich ein gutes Gewissen nicht unbedingt mit anderen Kriterien. So zahlte sich Geldanlage für Sparkassenkunden besonders aus, die in einem Nachhaltigkeitsfonds der DEKA angelegt hatten. Der gehörte 2014 zu den besten festverzinslichen Wertpapierfonds Europas - bei der Rendite. Hermannus Pfeiffer

Teil 1: Wohin mit dem Spargeld? erschien im nd-ratgeber Nr. 1189 vom 11. Februar 2015.

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