Lance Armstrong stürzt vor Gericht

10 Millionen Dollar hohe Strafe wegen Meineids in Schiedsverhandlung verhängt

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 3 Min.
Allein das Lügen vor Gericht brachte dem gefallenen Radstar Lance Armstrong nun die erste Rekordverurteilung ein. Ihm blühen weitere Nachzahlungsaufforderungen und Strafen in zehnfacher Höhe.

Lance Armstrong sollte Bridge lernen. Bob Hamman, mit einem Dutzend Weltmeistertiteln einer der höchst dekoriertesten Profis in diesem Kartenspiel, fügte dem gefallenen Radstar dessen finanziell bislang schmerzlichste Niederlage zu. Hamman, Gründer der Marketing- und Versicherungsagentur SCA Promotion, bekam, wie nun veröffentlicht wurde, von einem Schiedsgericht im US-Bundesstaat Texas 10 Millionen Dollar zugesprochen, die Armstrong und die Firma Tailwind Sports zu zahlen haben. Damit steht ein langer Gerichtsstreit vor dem Abschluss. In ihm spielte der Bridge-Profi letztlich sein Blatt besser aus, als der Radprofi seine Muskeln spielen lassen konnte.

Vor mehr als einem Jahrzehnt war Tailwind Sports Träger des Rennstalls US Postal und lockte Armstrong mit Erfolgsprämien von 1,5 Millionen Dollar für den Toursieg 2002, weitere 3 Millionen Dollar im Falle der Siege 2002 und 2003 und noch mal 5 Millionen, wenn Armstrong auch 2004 gewinnen sollte. Gegen diese Zahlungen versicherte sich Tailwind Sports bei SCA Promotion. Die Tranchen von 1,5 und 3 Millionen Dollar zahlte SCA anstandslos. Vor dem Vertrag für 2004 ließ sich das Unternehmen von Armstrong aber versichern, dass er seine Siege ohne Doping erreichte. Als nach Armstrongs letztem Tourerfolg 2005 die Verdachtsmomente größer wurden - die »L'Equipe« fand heraus, dass bei Nachanalysen alter Proben von Armstrong Spuren des Blutdopingmittels Epo nachgewiesen worden waren - setzte SCA die Zahlung der 5 Millionen Dollar aus. Armstrong klagte vor dem Schiedsgericht und bestritt dort unter Eid jegliches Doping. Das Schiedsgericht sprach ihm insgesamt 7,5 Millionen Dollar zu.

Nach seinem Dopinggeständnis 2013 wurde das Verfahren nun erneut aufgerollt. Hamman wollte zunächst die ursprünglichen Schiedsrichter zum Überdenken ihres Entscheids bringen. Das gelang ihm. Wegen »Lügen, Meineids und Betrugs« verdonnerten sie Armstrong zur Strafzahlung der 10 Millionen Dollar. Außerdem ist vor einem Bezirksgericht in Texas noch eine Klage zur Rückzahlung der Prämien von mehr als 12 Millionen Dollar anhängig. Dieses Verfahren läuft noch.

Hamman kommentierte das jüngste Urteil mit Befriedigung: »Es ist schwer zu ermessen, wie viel Ärger Lance Armstrongs Netz aus Lügen SCA gebracht hat. Aber dies ist ein guter Anfang, die Schäden zu reparieren.« Er ließ durchblicken, auch im zweiten Verfahren keinen Rückzieher machen zu wollen. »Ich plane Zug um Zug«, meinte der Kartenspieler. Er bezifferte die finanziellen Einbußen durch den Gerichtsstreit mit Armstrong auf 14,5 Millionen Dollar. Hammans Anwalt Jeffrey Tillotson erklärte US-Medien, dass Armstrong mehrfach versucht hätte, durch Vergleichsangebote das Verfahren einstellen zu lassen. Die Angebote seien aber nie in die Nähe der 14,5 Millionen gekommen.

Noch größerer Schaden steht Armstrong durch das Whistleblower-Verfahren bevor, das sein Ex-Teamkollege Floyd Landis in Gang gesetzt hat. Hier wird die Schadenssumme auf 95,7 Millionen Dollar angesetzt. Sie geht auf die aus Steuermitteln gespeisten Sponsorleistungen der amerikanischen Post zurück, die auch für das Dopingprogramm des Rennstalls US Postal verwendet wurden. Hier wird die Summe der ursprünglich gezahlten Steuern verdreifacht. Landis steht als Initiator des Verfahrens im Erfolgsfall ein Anteil von 15 bis 30 Prozent zu.

Der frühere siebenfache Toursieger Armstrong droht zu verarmen, der Ex-Toursieger von 2006 hingegen könnte in die Riege der Millionäre zurückkehren.

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